Entwickler zufrieden

So funktioniert die Corona-App

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Berlin -

Die Entwickler der deutschen Corona-Warn-App sind nach ausführlichen Tests zuversichtlich, dass die geplante Entfernungsmessung per Bluetooth-Funk auch im Alltag funktionieren wird. „Inzwischen sind wir überzeugt, dass wir eine gute Lösung haben, mit der man starten kann – auch wenn wir wissen, dass sie nicht perfekt ist“, sagte SAP-Manager Jürgen Müller.

Die offizielle deutsche App setzt auf den Smartphone-Schnittstellen von Apple und Google auf und wurde von SAP und der Deutschen Telekom entwickelt. Solche Corona-Apps sollen helfen, Ansteckungen nachzuverfolgen. Sie sollen erfassen, welche Smartphones einander nahegekommen sind – und Nutzer warnen, wenn sich herausstellt, dass sie sich neben infizierten Personen aufhielten. „Das Ziel ist, dass Millionen teilnehmen“, sagte Müller.

Das Fraunhofer Institut IIS in Erlangen spielte bei Tests der deutschen App diverse konkrete Szenarien durch: Sitzen in einem
Restaurant, Schlangestehen, Aufenthalt in öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei wurde gemessen, wie präzise die Smartphones die Entfernung erkannten. „Beim realen Einsatz werden wir noch mehr lernen“, sagte Müller.

Von der Deutschen Telekom bekamen Google und Apple eine Liste der 50 meistgenutzten Smartphone-Modelle in Deutschland, sagte der Chef der Telekom-Geschäftskundentochter T-Systems, Adel Al-Saleh. Das war nötig, um die Algorithmen zur Entfernungsschätzung auf die einzelnen Geräte anpassen konnten. Wichtig ist das vor allem beim Google-Betriebssystem Android, wo es eine Vielzahl von Geräten verschiedener Hersteller mit unterschiedlichen Bauteilen und Software gibt.

So wie das Verfahren aufgebaut ist, soll es kaum Auswirkungen auf die Batterielaufzeit haben. Das Bluetooth LE (Low Energy), das zum Einsatz kommt, verbraucht ohnehin wenig Strom. Eine größere Belastung der Batterie gäbe es erst, wenn der Hauptprozessor aktiviert würde und damit auch andere Anwendungen wie E-Mail oder Social-Media-Apps anspringen.

Für die Warnfunktion tauschen die Geräte via Bluetooth zufällig erzeugte Krypto-Schlüssel aus. Diese Schlüssel werden nicht permanent verschickt, sondern in Abständen von zweieinhalb bis fünf Minuten als Salve von 16 Schlüsseln binnen vier Sekunden. Auf Basis der Signalstärke wird dabei die Entfernung geschätzt. Ein Problem bei der Bluetooth-Technologie ist, dass die Smartphones nicht erkennen, wenn zwischen zwei Nutzern eine Glasscheibe ist und die Smartphone-Besitzer sich gar nicht gegenseitig anstecken konnten. Genauso gehen Bluetooth-Signale nicht durch Wasser – dadurch können sich zwei Telefone möglicherweise nicht sehen, wenn menschliche Körper dazwischen sind.

Ein zentrales Element der Corona-Warn-Apps ist das Verfahren, mit dem Infizierte ein positives Testergebnis in der App teilen können, damit Nutzer, die sich angesteckt haben könnten, informiert werden. Die App-Partner hätten ein Formblatt entwickelt, das alle Testlabore in Deutschland nutzen sollen, damit die Ergebnisse standardisiert erfasst werden. Beim Test erhält jeder ein Papier mit einem QR-Code. Die Registrierung damit in der App sorgt auch dafür, dass man das Testergebnis auf dem Telefon erhält. Bei positiven Ergebnissen werden Nutzer ausdrücklich gefragt, ob sie das zur Kontakt-Nachverfolgung teilen wollen. Alternativ zu der digitalen Übertragung steht eine Validierung über ein Call Center der Telekom zur Verfügung.

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