NDR-, WDR- und SZ-Recherchen

Falsche Bürgertests: Mehr als eine Milliarde Euro Schaden

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Berlin -

Der finanzielle Schaden mit falsch abgerechneten Bürgertests geht über eine Milliarde Euro hinaus. Darauf weist Jörg Engelhard, der im Landeskriminalamt (LKA) Berlin ein Ermittlungskommissariat zu Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen leitet, gegenüber NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung (SZ) hin. Grund sei ein „Fehler im System“.

Immer wieder werden Fälle von Abrechnungsbetrug in Testzentren bekannt. Es gebe keinen Anreiz, besonders kritisch zu prüfen, sagt Engelhard in einem Bericht, der bei tagesschau.de veröffentlicht wurde. Wenn die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) viele fingierte Tests entdeckten, verringere sich ihr Honorar.

Insgesamt haben die kommerziellen Betreiber der Schnelltest-Stationen bislang nach dem Bericht mehr als zehn Milliarden Euro vom Staat eingefordert.

Allein in Berlin laufen derzeit rund 380 Ermittlungsverfahren gegen Teststellenbetreiber, sagte Engelhard in dem Bericht. Wenn man die Schadenssumme bundesweit hochrechne, komme man auf einen geschätzten Schaden von bis zu 550 Millionen Euro durch Betrug mit Bürgertests, sagt Engelhard. Doch das Dunkelfeld sei deutlich größer, weil die Kontrollen so lasch organisiert seien. Der tatsächliche Schaden sei deshalb wohl zwei bis dreimal höher, „so dass wir zu der erschreckenden Zahl von bis zu eineinhalb Milliarden Euro kommen", so der LKA-Ermittler.

Auch Apotheken standen zuletzt unter Verdacht, bewusst falsch abgerechnet zu haben. Einem Mannheimer Approbierten wurde jüngst vorgeworfen, seit mehreren Monaten mehr Tests über die KV abgerechnet zu haben, als tatsächlich durchgeführt wurden. Unterstützung soll er von einem bereits wegen Betrugsdelikten polizeilich bekannten Mann erhalten haben.

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