100 Millionen Euro Zuschuss

Corona-Bonus für Pflegekräfte in Kliniken

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Berlin -

Für Pflegekräfte mit besonderen Belastungen wegen der Corona-Krise soll nun auch in Kliniken eine Bonuszahlung kommen. Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) wollen 100 Millionen Euro bereitstellen, um Prämien bis zu 1000 Euro zu ermöglichen. Das sieht ein gemeinsames Konzept des GKV-Spitzenverbands und der Deutschen Krankenhausgesellschaft vor. Demnach sollen die Kliniken festlegen, wer eine Prämie bekommt und in welcher Höhe – je nachdem, wie stark Pflegekräfte in der Behandlung von Corona-Kranken eingesetzt waren.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die beiden Verbände aufgefordert, ein entsprechendes Konzept zu entwickeln. Hintergrund war breite Kritik daran, dass es bisher nur für die Altenpflege einen Bonus wegen besonderer Corona-Belastungen gibt. Der Bundestag hatte diese einmaligen Prämien von bis zu 1000 Euro im Mai beschlossen. Die Kosten werden mit rund einer Milliarde Euro veranschlagt – tragen soll dies vorerst die Pflegeversicherung, der Bund hat aber einen Zuschuss angekündigt. Länder oder Arbeitgeber können den Bonus auf bis zu 1500 Euro aufstocken, die steuerfrei bleiben würden.

Die Bundesregierung hatte zunächst auch darauf verwiesen, dass das generelle Lohnniveau in der Altenpflege deutlich niedriger sei als bei Pflegekräften in Krankenhäusern. Dort wirkte sich die Krise bisher unterschiedlich aus. Teils gab es besondere Vorbereitungen und Belastungen wegen Corona-Patienten in Intensivstationen. Eine Reihe anderer Behandlungen wurde aber ausgesetzt oder verschoben.

Zuletzt hatten die Spitzenorganisationen der Ärzte in einem offenen Brief an Spahn auch für ihre Angestellten einen staatlichen Corona-Sonderbonus gefordert. Die Ärzte halten es für angebracht, dass Medizinische Fachangestellte (MFA) und Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) ebenso berücksichtigt werden. Sie weisen darauf hin, dass sechs von sieben Covid-19-Patienten ambulant behandelt wurden. Das erklärte Ziel, die Kliniken zu entlasten und möglichst viele Patienten im ambulanten Bereich zu versorgen, sei damit erreicht worden. Mehr als 400.000 MFA und mehr als 200.000 ZFA hätten damit das Gesundheitswesen funktionsfähig gehalten. „Die Praxisteams haben dabei unter kritischen Bedingungen gearbeitet, weil Schutzmaterial nicht ausreichend zur Verfügung stand“, erinnern die Ärzte.

 

Unterzeichnet ist der Brief vom Präsidenten der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen, dem Präsidenten der Bundeszahnärztekammer, Dr. Peter Engel, dem Vorsitzenden der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Wolfgang Eßer, und der Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe, Hannelore König.

Die Ärztefunktionäre begründen ihre Forderung nach einem Sonderbonus unter anderem mit Zahlen zur Arbeitsunfähigkeit. Demnach liegen MFA und ZFA nach Daten des Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO), unter den Top 10 der Berufsgruppen mit den höchsten krankheitsbedingten Fehlzeiten im Zusammenhang mit Covid-19. Im betrachteten Zeitraum haben 1207 von 100.000 beschäftigten MFA im Zusammenhang mit Covid-19 an ihrem Arbeitsplatz gefehlt – 2,5-mal so häufig wie der Durchschnitt der AOK-Versicherten (474 je 100.000). Beschäftigte in der Altenpflege (1283) und der Gesundheits- und Krankenpflege (1237) waren ähnlich betroffen.

Das zweite Argument der Ärztefunktionäre für einen Corona-Bonus: Mit dem schon beschlossenen Bonus solle das Lohngefälle zwischen Alten- und Krankenpflege ausgeglichen werden. Laut Entgeltatlas der Arbeitsagentur lag das Bruttogehalt 2019 im Median bei 2448 Euro für eine MFA, aber bei 3032 Euro in der Altenpflege und 3547 Euro für Krankenpfleger.

 

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