Rennen um Corona-Impfstoff

AstraZeneca: Zulassungsantrag noch 2020

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Berlin -

Die Zulassung des Corona-Impfstoffes von AstraZeneca in Zusammenarbeit mit der Oxford University kann Forschern zufolge möglicherweise noch in diesem Jahr beantragt werden. Bis dahin könnten genügend Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit des Mittels vorliegen, berichtete am Dienstag Andrew Pollard von der Universität Oxford gegenüber dem Sender BBC. Er ist mit einer Forschungsgruppe an der Entwicklung des Impfstoffes beteiligt. 

Das Rennen um den Impfstoff könnte kaum schneller sein – seit Wochen läuft die Forschung auf Hochtouren. Mehr als 150 Impfstoffe gegen das Coronavirus werden weltweit getestet. Nun scheint ein erster Zulassungsantrag noch in diesem Jahr möglich. Es handelt sich den Impfstoffkandidaten des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca und der Universität Oxford, welcher aktuell noch den sperrigen Namen ChAdOx1 nCoV-19 (AZD1222) trägt. Nach einer eventuellen Zulassung müsste der Impfstoff aber erst noch in großen Mengen produziert werden, bis große Bevölkerungsgruppen damit versorgt werden könnten.

Derzeit befinden sich weltweit acht Impfstoff-Kandidaten in der entscheidenden klinischen Erprobungsphase, darunter auch das Mittel von AstraZeneca und der Universität Oxford. Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut (PEI) schätzt, dass frühestens Ende dieses, Anfang nächsten Jahres ein Mittel zugelassen werden könnte. Der Impfstoff werde aktuell in Großbritannien, Brasilien und Südafrika an insgesamt 20.000 Menschen getestet, berichtete Pollard. Auch in den USA soll das Vakzin erprobt werden. Der Wissenschaftler geht insgesamt von etwa 50.000 Personen aus, die den Impfstoff erhalten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte kürzlich erste Studien-Ergebnisse zu dem Impfstoff als „gute Nachricht“ begrüßt. „Dennoch ist es noch ein langer Weg“, sagte ein WHO-Experte. Experten hatten zuvor in der britischen Medizin-Zeitschrift „The Lancet“ berichtet, dass der Impfstoff sicher zu sein scheint und das Immunsystem ankurbelt. Das Mittel wirkt den Angaben zufolge gleich zweifach: Es fördert sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen – beide sind für die Immunabwehr wichtig. Ob das Mittel aber tatsächlich vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 schützt, ist noch nicht nachgewiesen.

Auch für Europa scheint dieser Impfstoffkandidat vielversprechend: Die EU hat sich 300 Millionen Dosen des möglichen Impfstoffes gesichert. Die EU-Kommission schloss nach eigenen Angaben einen ersten entsprechenden Rahmenvertrag mit AstraZeneca. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach vom „ersten Grundpfeiler“ einer europäischen Impfstoffstrategie. „Diese Strategie wird es uns ermöglichen, Europäer sowie unsere Partner anderswo in der Welt mit künftigen Vakzinen zu versorgen.“

Wichtigster Punkt sind Vorverträge und Abnahmegarantien, um sich Zugriff auf ausreichende Mengen der Mittel zu sichern, die noch in der Entwicklung sind. So sollen Herstellungskapazitäten aufgebaut werden – obwohl die Hersteller noch nicht sicher sind, dass ihre Mittel wirklich funktionieren werden.

Weitere Verträge geschlossen

Die EU-Kommission betonte außerdem, dass ähnliche Verträge mit weiteren Unternehmen verhandelt würden. Am Vortag hatte sie bereits mitgeteilt, dass Vorgespräche für einen Rahmenvertrag mit Janssen für den Kauf von 200 Millionen Dosen sowie einem Vorkaufsrecht für weitere 200 Millionen abgeschlossen worden seien. Mit einem Joint Venture von Sanofi und GSK waren bereits ähnliche Vorgespräche abgeschlossen worden. Dabei ging es um den Kauf von 300 Millionen Dosen. Finanziert werden sollen die Geschäfte über ein im Kampf gegen die Coronakrise geschaffenes Soforthilfeinstrument. Es ist mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt ausgestattet.

 

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