Zwei Landapotheken: „Es rechnet sich einfach nicht“ | APOTHEKE ADHOC
Inhaberin schließt Ende Juni

Zwei Landapotheken: „Es rechnet sich einfach nicht“

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Berlin -

Apothekerin Natalie Milbrandt hat sich für eine beruflichen Neustart entschieden. Die Inhaberin zweier Landapotheken in Baden-Württemberg gibt die väterlichen Betriebe auf. Letztlich scheiterte es an den zu kleinen Einzugsgebieten und dem Personalmangel. Doch es gibt bereits einen Lichtblick.

Die Kur Apotheke Todtmoos und die Hebel Apotheke Stübler werden am 24. Juni schließen. Letztere bestand seit mehr als 45 Jahren und wurde in zweiter Generation von Milbrandt geführt. Vor elf Jahren übernahm die 40-Jährige die Apotheke samt Filiale von ihrem Vater. Dieser hatte kurz davor bereits mit der Kur Apotheke expandiert. „Beide sind kleine Landapotheken in Orten mit rund 2000 Einwohnern“, sagt Milbrandt. Das Einzugsgebiet sei zu klein für einen zukunftsfähigen Betrieb.

Milbrandt und ihr Mann, der ebenfalls Apotheker und bei ihr angestellt ist, haderten bereits seit längerem mit dem Fortführen der Apotheken. „Wir beschäftigen uns schon länger damit. Jetzt läuft es noch im Rahmen, wir wollen noch 20 Jahre arbeiten, da sehen wir einfach die Perspektive nicht“, sagt sie. Bislang hielten sie zu den Apotheken – auch weil es ein Familienbetrieb ist. Ihr 78 Jahre alter Vater packt immer noch mit an.

Kein Interesse an Landapotheken

Die Entscheidung, die beiden Standorte abzugeben, sei kurzfristig gefallen, sagt Milbrandt. „Es ist einfach zu wenig los. Die Leute arbeiten auswärts und gehen auswärts einkaufen. Dazu kommt: Für uns als Familie rechnet es sich einfach nicht.“ Zudem seien zuletzt in beiden Orten mehrere Ärzte weggefallen. „Wir haben uns gefragt, wenn jetzt noch ein weiterer Arzt vor Ort in fünf Jahren weg ist, was ist dann?“ Auch Nachfolger:innen waren nicht zu finden. „Ich habe rumgefragt, aber es gibt kein Interesse. Auch wegen des Personalproblems. Mit den Pflichtöffungszeiten kann man eine Landapotheke heutzutage einfach nicht mehr schultern.“

Auch wenn die Inhaberin traurig ist, dass viele Kund:innen jetzt weitere Wege zur nächsten Apotheke in Kauf nehmen müssen, gibt es für ihre Familie eine gute Nachricht: Denn ein Umzug steht an: „Wir haben eine große Apotheke angeboten bekommen“, freut sie sich. Die Übernahme ist fast in trockenen Tüchern. Der Betrieb liegt in einer rund 22.000 Einwohner großen Stadt. „Der Standort ist zukunftsträchtig und E-Rezept-fähig“, sagt sie. „Wir machen einen kompletten Neustart.“

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