Zu häufige Verwendung

Sonderkennzeichen: AOK droht mit Retax

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Berlin -

Die AOK sorgt in der Apothekerschaft aktuell nicht gerade für gute Stimmung. Neben dem Rabattvertragsirrsinn und einer regelrechten Retaxwelle ermahnt die AOK Rheinland/Hamburg nun Apotheken, Sonderkennzeichnen nur einzusetzen, wenn die Verwendung auch wirklich plausibel ist. Dr. David Rönsberg, Inhaber der Ahorn Apotheke in Korschenbroich, erhielt kürzlich dazu ein Schreiben: „Zum Thema Sonderkennzeichen behalten wir uns die Beanstandung der Verordnungen vor, bei denen uns die Verwendung nicht plausibel erscheint oder überprüfbar ist.“

Die AOK Rheinland/Hamburg hatte den Apotheker:innen erst kürzlich vorgeworfen, die gelockerten Austauschregeln auszunutzen und so das Solidarsystem unnötig zu belasten. Auf mehrfache Nachfrage von APOTHEKE ADHOC hatte die Kasse letztendlich Zahlen nachgeliefert. Demnach stellt sich die Lage deutlich anders dar: Die Nichtabgabe-Quote durch das Setzen eines Sonderkennzeichens lag durchschnittlich bei 8,5 Prozent – mit einigen Ausreißern nach oben.

Einer dieser Ausreißer soll Rönsberg sein: „Bei der Überprüfung der von Ihnen abgerechneten Verordnungen ist aufgefallen, dass die Häufigkeit Ihrer Verwendung von Sonderkennzeichen bei der Abrechnung mehr als 50 Prozent über dem Durchschnitt der Apotheken in Nordrhein beziehungsweise Hamburg liegt“, heißt es in dem Schreiben an seine Apotheke.

Sonderkennzeichen sparsam einsetzen

„In dem AOK-Schreiben wird uns vorgeworfen, unnötig viele Sonderkennzeichen benutzt zu haben. Natürlich kämpfen wir wie jede andere Apotheke auch mit den Lieferengpässen und haben in erforderlichen Fällen das Sonderkennzeichen auf Rezepte gedruckt.“ Besonders ärgerlich findet der Apotheker die Bitte, „die Sonderkennzeichen ausschließlich in begründbaren Einzelfällen einzusetzen“. „Als ob wir exzessiv jedes Rezept damit bedrucken“, so Rönsberg. Zudem vergeben die AOKen bei bestimmten Losen zu Rabattverträgen nur einem Exklusivpartner den Zuschlag: „Das macht dieses Rundschreiben der Kasse umso absurder.“

Die gepfefferte Antwort folgte seinerseits in einer Mail: „Wir sind uns der Tatsache bestens bewusst, dass Ihrer Abteilung die Versorgung Ihrer Versicherten nicht in Ansätzen am Herzen liegt. Bei uns ist das anders.“ Die AOK solle solche Schreiben zukünftig „besser unterlassen“, findet Rönsberg. „Ich habe der AOK auch vorgeschlagen, Schreiben dieser Art auf dreilagigem Zellstoff zu versenden, denn dafür hätten zumindest wir mehr Verwendungsmöglichkeiten.“

Dass es unter den 1.800 Apotheken im Landkreis eine ungleiche Verteilung der Rezeptbelieferung gebe, sei für den Inhaber eigentlich selbstverständlich: „Die AOK scheint das anders zu sehen, deshalb mein freundlicher Hinweis, sich doch auch einmal die Grundlagen der Stochastik zu verinnerlichen.“

500 Euro weg

Erst kürzlich ärgerte sich der Apotheker zudem über eine Retax der AOK: „Im Juni vergangenen Jahres habe ich ein BTM-Rezept beliefert, auf dem das A fehlte. Natürlich wurde das retaxiert und etwa 500 Euro sind pfutsch. Einspruch sinnlos, da die AOK erst gar nicht reagiert oder gleich ablehnt.“ Vor diesem Hintergrund ärgert sich Rönsberg umso mehr über die Mahnung zur Verwendung von Sonderkennzeichen: „Auf die aktuelle Liste des BfArM habe ich in der Antwort schon verwiesen, aber ich lade die Mitarbeiter der AOK auch gern mal für einen Praktikumstag bei uns ein.“

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