Pharmahersteller

Actelion: 170 Euro für Retouren

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Berlin -

Der Schweizer Hersteller Actelion bietet ausschließlich Hochpreiser an. Das schmale Sortiment kann nicht über den Großhandel bestellt werden. Die Alte-Apotheke im niedersächsischen Bleckede bezieht regelmäßig Tracleer (Bosentan), zuletzt jedoch in einer falschen Stärke. Inhaberin Inken Weiseth schickte die Packung zurück, musste aber zusätzlich zu Frachtkosten und Porto eine Bearbeitungsgebühr von 170 Euro zahlen.

Das Produkt Tracleer 32 mg kostet im Einkauf 2676,22 Euro. Die Apothekenmitarbeiterin hatte die Verwechslung sofort bemerkt und den Hersteller informiert. Ein Actelion-Mitarbeiter habe auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) verwiesen und gesagt, ein Umtausch sei eigentlich gar nicht möglich, berichtet Weiseth. Letztlich habe der Hersteller mitgeteilt, die Ware könne zurückgeschickt werden; es müsse aber eine Bearbeitungsgebühr gezahlt werden.

Die Apothekerin gab sich geschlagen: „Uns war klar, dass wir das Arzneimittel versichert zurückschicken mussten.“ Sie ärgert sich über die hohen Kosten: Für den Versand habe sie bereits rund 50 Euro ausgegeben. Weiseth versteht nicht, weshalb zusätzlich eine Gebühr von 170 Euro anfalle.

Auch die Kommunikation mit dem Hersteller sei schlecht gelaufen, sagt Weiseth. Die Firma habe sie immer wieder von einer Mitarbeiterin zur nächsten vertröstet. „Das ist nicht in Ordnung. Zurückgerufen hat bisher niemand“, sagt sie. Per Anrufbeantworter habe sie mitgeteilt, dass sie künftig nichts mehr bei Actelion bestellen werde. Die Patientin müsse noch informiert werden.

Bei Actelion gilt der Fall mit der Zustimmung der Apothekerin als abgeschlossen. Der Hersteller hat am Standort in Freiburg kein eigenes Lager, sondern arbeitet mit dem Dienstleister GP-Grenzach zusammen. Die Tochterfirma von Bayer mit Sitz im baden-württembergischen Grenzach-Wyhlen organisiert den Warenbestand und die Logisitik.

Bei Retouren prüfe der Partner die Verkehrsfähigkeit und stelle dafür die Bearbeitungsgebühr von 170 Euro in Rechnung, sagt Actelion-Finanzdirektor Harald Sonntag, der auch für die Distribution verantwortlich ist. Der gesamte Prozess sei sehr aufwendig und verursache hohe Fremdkosten. „Wir machen dabei kein Geschäft.“

Danach werde die Verpackung noch einmal bei Actelion etwa unter dem Gesichtspunkt der Fälschungssicherheit überprüft. Mehrere Personen seien in den Prozess involviert. Dass Apotheker Fehler machten, komme selten vor, sagt Sonntag. Der Umtausch von Arzneimitteln sei kostenfrei, wenn etwa der Arzt eine falsche Stärke aufschreibe oder der Patient gestorben sei. „Dann kommt der Apotheker mit Null raus.“ Insgesamt seien Retouren selten.

Der Umgang mit Hochpreisern sei generell schwieriger geworden, sagt Weiseth. PTA und Approbierte wollten die Rezepte angesichts kostspieliger Retouren oder Retaxationen gar nicht mehr in die Hand nehmen. „Ich sage meinen Mitarbeitern, dass sie keine Angst haben müssen, falls einmal etwas schiefgeht.“

Tracleer ist das wichtigste Präparat von Actelion: Mit etwa 1,2 Milliarden Euro macht das Medikament rund 90 Prozent des Jahresumsatzes aus. Der Hersteller bietet hierzulande zusätzlich zu dem Mittel gegen Lungenbluthochdruck das Präparat Zavesca (Miglustat) gegen Morbus Gaucher für etwa 7500 Euro sowie Opsumit (Macitentan) für rund 2300 Euro, das ebenfalls bei pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) eingesetzt wird. Die Firma wurde 1997 von Jean-Paul Clozel, Walter Fischli, Thomas Widmann, Martine Clozel und Andre Mueller gegründet. Heute beschäftigt das mittlerweile börsennotierte Unternehmen 2400 Mitarbeiter und exportiert in 30 Länder.

Die deutsche Niederlassung wurde 2001 gegründet. Mit Bayer als Logistikpartner arbeitet Actelion seit 2012 zusammen. Der Leverkusener Konzern beschäftigt an dem Standort rund 500 Mitarbeiter. Von dem Logistik- und Produktionszentrum aus werden Arzneimittel, Kosmetika, Nahrungsergänzungsmittel und Medizinprodukte verpackt und verteilt. Auch Kühlware, Betäubungsmittel (BtM), klinische Prüfware, Muster sowie Promotionware für den Außendienst werden verschickt.

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