„Ich habe es so satt“

Nullretax: 2800 Euro wegen fehlender Charge

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Berlin -

Die Bären-Apotheke in Hagenow beliefert regelmäßig eine Stammkundin mit einem hochpreisigen Medikament. „Wir bringen das Arzneimittel per Boten zu ihr“, erklärt Inhaberin Adrienne Pemöller. Weil aber im Nachhinein vergessen wurde, die Charge zu übermitteln, nutzte die Krankenkasse die Chance: „Wir wurden einfach auf Null retaxiert.“

Die Patientin erhält regelmäßig eine Verordnung über das Arzneimittel Ofev 150 Milligramm 60 Stück. Eingesetzt wird der darin enthaltene Wirkstoff Nintedanib zur Behandlung einer interstitiellen Lungenerkrankung bei Erwachsenen. „Die Patientin ist schwerkrank, sie erhält das Mittel regelmäßig von uns“, erklärt Pemöller. „Sie kann auch nicht zu uns kommen, denn sie wohnt etwa zehn Kilometer entfernt und ist nicht mehr mobil“, fügt sie hinzu.

Schlichter Formfehler

Deshalb werde sie per Botendienst beliefert. „Hier liegt der Knackpunkt“, so Pemöller. „Denn wir buchen Schicker einzeln manuell aus in unserem Warenwirtschaftssystem aus.“ Man habe im Nachhinein bei der E-Rezeptkontrolle die Charge des Arzneimittels nicht zugeordnet. „Ich habe aber alles als Nachweis vorliegen. Das ist ein schlichter Formfehler, der im Eifer des Gefechts passieren kann“, stellt die Inhaberin klar.

Dennoch nutzte die IKK die Gelegenheit und retaxierte auf Null. „Bei etwa 2800 Euro ist man zunächst geschockt“, so Pemöller. „Ich habe es langsam wirklich satt. Im selben Schreiben retaxierte man uns zusätzlich noch zwei Rezepturen, aber da handelt sich um einen Betrag zwischen 50 und 80 Euro, nicht um Hochpreiser“, beklagt sie. „Natürlich werde ich Einspruch erheben und den Chargennachweis mitschicken, aber das kostet wieder Zeit und Nerven. Ich finde das unfassbar, die Kasse nutzt das aus.“

Nicht mehr warten

Ohnehin sei solch ein Vorgehen in der aktuellen Zeit nicht vertretbar. „Es muss sich dringend etwas an der Gesamtsituation ändern“, so Pemöller. „Leider kann man auch nicht auf unsere Standesvertretung zählen“, sagt sie, denn es werde immer nur abgewartet. „So hieß es erst vor Kurzem noch, es sei zu früh für richtigen Protest“, so die Inhaberin. „Man kann aber nicht immer nur reden, man muss jetzt endlich reagieren. Auf was sollen wir denn warten“, fragt sie. „Ich höre aus Kreisen oft, man arbeite daran. Aber meiner Meinung nach haben wir nun lange genug abgewartet.“

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