Pharmazeut:innen im Praktikum (PhiP) sind begehrt und in Apotheken hat der Wettbewerb um den Nachwuchs begonnen. Ein schlagendes Argument in der Wahl der Praktikumsstelle dürfte das Gehalt sein. Mit dem Tarifgehalt von 1100 Euro pro Monat liegt der Lohn deutlich unter dem Mindestlohn. Um die künftigen Apothekerinnen und Apotheker für den Einstieg in den eigenen Betrieb zu begeistern, versprechen Inhaberinnen und Inhaber teils satte Aufschläge.
Das Praktische Jahr (PJ) ist für Pharmaziestudierende Pflicht. Auch was das Gehalt angeht, gibt es eine Regel, denn der Mindestlohn gilt nicht in der Ausbildung. Im vergangenen Jahr wurde der Tariflohn auf 1100 Euro pro Monat erhöht – bei durchschnittlich 40 Wochenstunden. Für den Nachwuchs ist das mitunter zu wenig. Die Arbeitgeber wissen, dass sie damit nicht hervorstechen, und locken mit übertariflicher Bezahlung.
Nach Gesprächen mit mehreren PhiP entschloss man sich in der Phoenix-Apotheke in Wolfsburg für eine Anpassung der Vergütung. Bislang wurden die angehenden Apothekerinnen und Apotheker nach Tarif bezahlt. „Wir fangen jetzt an, im ersten Halbjahr 20 Prozent mehr zu zahlen und im zweiten Halbjahr 25 Prozent“, sagt der kaufmännische Leiter Helge Hagedorn. Wer das komplette PJ in dem Betrieb absolviert, erhält zusätzlich 5 Prozent für beide Halbjahre.
Die Ausbildung sei ein wichtiges Thema, mit dem man sich beschäftigen müsse, so Hagedorn. Auch die persönliche Betreuung spiele eine wichtige Rolle. In jeder Filiale gebe es eine direkte Ansprechpartnerin für PhiP. „Ein klarer Einarbeitungsplan gibt Sicherheit – und sorgt dafür, dass man sich optimal entwickeln kann.“ Wenn die Zusammenarbeit passe, werde schon früh über eine Übernahme gesprochen.
In München locken die Apotheken von Michael Grintz mit einem noch höheren PhiP-Gehalt. Angepriesen werden 2000 Euro, ein Plus von knapp 82 Prozent zum Tarifgehalt. Die Bienen-Apotheke Gauting geht noch einen Schritt weiter und wirbt in der Überschrift ihrer Stellenanzeige mit 2200 Euro – in der Annonce selbst wird dann jedoch ein Lohn von 2000 Euro pro Monat genannt, die 200 Euro plus beziehen sich auf einen Fahrtkostenzuschuss.
In der bayerischen Landeshauptstadt, in der ohnehin in der Regel übertariflich bezahlt wird, ist man damit auf Industrieniveau. Bayer etwa sucht derzeit PhiP für den Bereich Qualitätssicherung External Manufacturing. Der Leverkusener Pharmakonzern bezahlt dafür bei einer Vollzeitbeschäftigung eine Vergütung von 2103 Euro pro Monat.
Das Tarifgehalt ist in den vergangenen Jahren mit dem anderer Apothekenangestellter gewachsen: 2017 erhielten PhiP noch 902 Euro, der Zuwachs beläuft sich seitdem auf 22 Prozent. In ähnlichem Umfang ist die Vergütung von PTA (2613 auf 3172 Euro auf dem 15. Berufsjahr, plus 21 Prozent) sowie PTA-Praktikanten (von 687 auf 850 Euro, plus 24 Prozent) gewachsen. Bei den Approbierten beträgt der Zuwachs im gleichen Zeitraum dagegen nur 17 Prozent (4077 auf 4779 Euro ab dem 11. Berufsjahr). Zum 1. Januar steht bei allen Berufsgruppen ein Plus von 3 Prozent an.
Nach Zahlen der Abda gab es im vergangenen Jahr 1123 PhiP, das waren deutlich weniger als die 1476 im Jahr 2023. Auf lange Sicht durchlaufen pro Jahr rund 1500 angehende Apothekerinnen und Apotheker das Praktikum, das vor dem 3. Staatsexamen absolviert wird.