„Jeder Zweite wollte Antigen-Schnelltest“ APOTHEKE ADHOC, 28.12.2020 14:49 Uhr
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Alles still, eine(r) wacht: Am Heiligabend-Notdienst war der Betrieb in den Apotheken sehr unterschiedlich. Bei Apothekerin Kathrin Büschenfeld (rechts) in Lorch ging es ruhig zu. Foto: St. Martinus-Apotheke, Lorch
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Für Anita Bolwin in Mülheim-Kärlich war der Notdienst am 1. Feiertag eine Premiere – und es war mehr zu tun als erwartet. Foto: Kurfürsten Apotheke, Mülheim-Kärlich
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Bei ihr wollten die Kunden vor allem Antigen-Schnelltests durchgeführt bekommen, um sicher mit der Familie feiern zu können – diese Leistung wurde jedoch nicht angeboten. Foto: Kurfürsten Apotheke, Mülheim-Kärlich
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Im Rheinland holten sich die Gülsen-Brüder Hilfe von ihren Eltern, denn einige Arzneimittel wurden knapp: Aus der Filiale wurde kurzerhand Nachschub besorgt. Foto: Goethe Apotheke, Moers
Berlin - Weihnachtszeit ist Notdienstzeit. Auch dieses Jahr hielten Apotheker an den Feiertagen wieder die Stellung. Neben den obligatorischen Nachfragen nach Magenmitteln oder Babynahrung war auch die Pandemie ein großes Thema. Vielerorts verlief der Dienst gut. Natürlich mit der obligatorischen Frage am Telefon, ob der Betrieb auch wirklich geöffnet habe.
Für Apothekerin Anita Bolwin war der Notdienst am 1. Feiertag eine Premiere. Noch nie musste sie an Weihnachten hinter dem HV-Tisch stehen. „Es war gut zu tun, das hätte ich nicht gedacht“, sagt sie. Die Pharmazeutin aus der Kurfürsten Apotheke in Mülheim-Kärlich in Rheinland-Pfalz musste einen Großteil ihrer Kunden jedoch enttäuschen. „Jeder zweite wollte einen Antigen-Schnelltest durchführen.“ Diese Leistung habe sie jedoch nicht angeboten.
Andrang größer als angenommen
„Das ist wie Blutdruckmessen, das machen wir nicht im Notdienst“, so Bolwin. Außerdem seien die Tests auf Corona mitunter ungenau. Die Anfragen seien per Telefon gekommen. „Die meisten wollten einen Test machen, um die Verwandtschaft besuchen zu können.“ Die Absage hätten die Kunden gut aufgenommen. „Sauer war keiner. Ich hatte eher das Gefühl, dass sie bereits in mehreren Apotheken angerufen hatten. Sie waren jedenfalls nicht überrascht, als ich gesagt habe, wir machen keine Tests.“
Oft nachgefragt worden seien Mittel gegen Sodbrennen oder Übelkeit. „Das ist klar, die Kunden haben zu üppig gegessen.“ Auch Nasensprays und Notfallkontrazeptiva seien verlangt worden. „Die Pille danach habe ich fünfmal abgegeben“, sagt Bolwin. Außerdem seien einige Antibiotika dabei gewesen. „Viele Kunden kamen direkt vom Krankenhaus zu uns.“ Bolwin hatte nicht mit diesem Ansturm gerechnet. „In der Pandemie sind die Notdienste eigentlich weniger stark besucht, da die Kunden nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit aus dem Haus gehen.“
Die Stimmung sei dennoch feierlich gewesen. Die Kunden hätten „frohe Weihnachten“ gewünscht und sich entschuldigt, dass sie störten, sagt Bolwin. „Unsere PTA hat mir eine kleine Torte gebacken und die Nachbarn haben Schokolade vorbeigebracht, als sie gesehen haben, dass ich in der Apotheke bin.“ Auch auf das Weihnachtsmenü musste die Pharmazeutin nicht verzichten. „Es gab ein 3-Gang-Menü, zu dem mich mein Mann besucht hat. Wir konnten entspannt essen, die Kunden kamen immer zwischen den Gängen.“
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