Hilfsmittelvetrag gekündigt

IKK-Dilemma: „Nächste Vertragsapotheke über 50 km entfernt“

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Berlin -

Ab dem 1. Juli können rund drei Millionen Versicherte der IKK classic nicht mehr mit Hilfsmitteln aus ihrer Apotheke versorgt werden, es sei denn diese stimmt einem Einzelvertrag mit der Kasse zu. Viele Inhaber:innen weigern sich jedoch, da die Bedingungen nicht wirtschaftlich seien. Für Patient:innen bedeutet dies schlimmstenfalls, dass sie Wege von etlichen Kilometern auf sich nehmen müssen, um Hilfsmittel zu erhalten – oder schlicht die Kasse zu wechseln, wie bereits ein Inhaber aktiv im Beratungsgespräch vorschlägt.

Ab dem 1. Juli herrscht ein vertragsloser Zustand zwischen der IKK classic und dem Deutschen Apothekerverband (DAV), da man sich nicht auf eine vertragliche Anschlussregelung einigen konnte. Das Nachsehen haben somit alle IKK-Versicherten, es sei denn sie haben das Glück, dass ihre Vor-Ort-Apotheke einem Einzelvertrag mit der Kasse zustimmt.

Da für Hilfsmittel grundsätzlich kein Kontrahierungszwang besteht, müssen die Versicherten die Kosten für das Hilfsmittel sonst aus eigener Tasche zahlen, weite Wege bis zur nächsten Vertragsapotheke in Kauf nehmen oder werden in den Versandhandel getrieben. Ein Inhaber aus Hessen hat bereits Initiative ergriffen: „Ich rate meinen betroffenen Kunden aktiv zum Wechsel der Krankenkasse. Ich werde diesem Knebelvetrag der Kasse jedenfalls nicht beitreten“, erklärt er.

Und weiter: „Ich denke und hoffe eigentlich auch, dass die wenigsten Apotheken beitreten, somit ist die Lage für IKK-Versicherte leider extrem schlecht, was zum Wechsel zu anderen Kassen als Argument reichen sollte“, so der Apotheker. „Ich denke, die allermeisten Menschen sind nicht bereit, viele Kilometer bis zur nächsten Vertragsapotheke zu fahren. Denn diese kann schnell mehr als 50 Kilometer weit weg sein.“

IKK hilft beim Anbieterwechsel

In einem Schreiben der IKK an die Versicherten heißt es konkret: „Die IKK classic bietet Ihnen bei der Versorgung mit Hilfsmitteln verschiedene Versorgungswege durch Vertragspartner an – dazu gehören auch Apotheken.“ Ab dem 1. Juli seien bestimmte Apotheken jedoch keine Vertragspartner für die Versorgung mit Hilfsmitteln mehr. „Auch Ihre Apotheke hat noch keinen neuen Vertrag geschlossen? Gern helfen wir Ihnen bei Ihrer Suche.“

Dies impliziere, sich einfach eine andere Apotheke für die Versorgung zu suchen, ärgert sich der Inhaber. „Das ist eine Frechheit, so müssten ältere Herrschaften, die seit etlichen Jahren zu uns kommen, in eine andere Apotheke gehen, nur weil sich die Kasse und der DAV nicht einigen konnten. Wir und die Patienten haben dann das Nachsehen“, stellt er klar. Auch den Tipp am Ende des Schreibens findet er sehr bedenklich: „Es heißt, viele IKK-Vertragspartner lieferten die Hilfsmittel auch direkt nach Hause. Das treibt die Patienten in den Versandhandel in meinen Augen.“

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