Flut-Apotheker über Neubeginn

„Ich hätte das Maskengeld gerne anders verwendet“

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Berlin -

„Wahnsinnig“ – so beschreibt Christian Willeke das vergangene Jahr und spricht damit vielen Apotheker:innen aus der Seele. Die Inhaber:innen und ihre Teams stemmten neben dem Alltagsgeschäft die Maskenabgabe, öffneten Testzentren und übernahmen die Zertifikateausstellung. Für den Chef der Gesundleben-Apotheke in Sundern kam das Hochwasser noch dazu. Auch wenn er dabei glimpflich davongekommen ist, kostet ihm die Schadensbegrenzung vor allem Zeit und Nerven.

Seit Mitte Dezember empfangen Willeke und seine Angestellten die Kundschaft in der neuen Container-Apotheke – der „Wellblechhütte“, wie er scherzhaft sagt. Zehn Container ergeben zusammen eine Betriebsfläche von 150 Quadratmetern inklusive einem geliehenen Rowa-Kommissionierer. Viel kleiner durfte die provisorische Apotheke nicht sein, da er für sie eine komplett neue Betriebserlaubnis beantragen musste. Laut Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) liegt die Mindestfläche bei 110 Quadratmetern. Dazu kommen unter anderem ein barrierefreier Zugang sowie Nacht- und Notdienstzimmer.

Fäkalbakterien im Estrich

„Die neue Betriebserlaubnis war ein Zeitfresser“, sagt Willeke. Denn er musste alle Nachweise wie polizeiliches Führungszeugnis und weitere Erklärungen neu einreichen. „In Coronazeiten ist Zeit das, was wir am wenigsten haben.“ Der Umzug in den Container wurde nötig, weil im Boden seiner Apothekenräume nach der Überflutung Fäkalbakterien festgestellt wurden. Ende August sei klar gewesen, dass er den Betrieb dort nur mit einem neuen Estrich weiterführen konnte. Akut sei die Bakterienbelastung zwar kein Problem, sie könnten aber nach ein paar Jahren freigesetzt werden, sagt er.

Deshalb bemühte sich der Apotheker wie viele andere Unternehmer um eine provisorische Lösung und suchte Container, die gerade in den Flutregionen heiß begehrt sind. Zehn Firmen habe er angefragt und nur eine positive Rückmeldung erhalten. „Die Organisation einer Container-Apotheke war herausfordernd, das macht man nicht alle Tage.“ Willeke hofft, spätestens in sechs Monaten wieder in seinen ursprünglichen Räumen zu sein – auch dafür muss er wieder eine neue Betriebserlaubnis beantragen.

Mit der Container-Apohteke sind er und seine Kundschaft zufrieden, auch wenn der Container hinter dem Gebäude der Apotheke steht und dadurch kaum mehr Laufkundschaft anzieht. „Er ist ein bisschen versteckt und wir haben mit weniger Kunden gerechnet. Die Kunden, die kommen, sind erstaunt, was man aus einem Container machen kann. Ich hätte das Maskengeld gerne für etwas anderes verwendet.“ Zuvor war er nach den Aufräumarbeiten weiter in den alten Apothekenbetriebsräumen tätig.

Seine Apotheke wurde bei dem Hochwasser im Juli geflutet, das Wasser stand rund 20 Zentimeter hoch in den Räumen. Die Katastrophe habe ihn weniger stark getroffen, als Kolleg:innen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die ihre Existenzen verloren hätten. „Wir haben nur einen wirtschaftlichen Schaden. Ich bin aus vielerlei Hinsicht froh, dass das Jahr vorbei ist.“

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