Video-Spezial Betriebsprüfung

Apotheken-Steuerberater schlagen zurück

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Pharmazeuten im Visier der Steuerfahnder: Die Zahl der Betriebsprüfungen in Apotheken nimmt rasant zu. Und die Nachforderungen des Fiskus sind seit Beginn der digitalen Betriebsprüfung deutlich gestiegen. 6-stellige Beträge sind keine Seltenheit. Im Zweifel können die Prüfer die Steuerschuld einfach hinzuschätzen. Der Steuerberater Dr. Bernhard Bellinger rät Apothekern deshalb, dem Steuerprüfer nur die Daten zu geben, auf die er tatsächlich Anspruch hat.

Die Steuerprüfer ziehen laut Bellinger möglichst viele Daten aus dem Warenwirtschaftssystem. Wenn dann Ungereimtheiten auftreten - was allein aufgrund der Verarbeitungslogik der Systeme unvermeidbar ist - könne die Finanzverwaltung die Buchhaltung komplett verwerfen und die Steuerschuld schätzen. „Deswegen sind wir Steuerberater aufgerufen, den Datenhunger der Finanzverwaltung nur im legalen Umfang überhaupt zu bedienen. Denn wenn nur der legale Bereich bedient wird, dann sind die Risiken für die Apotheken gar nicht so hoch“, sagt Bellinger. Die Apotheken hätten in der Regel gar nichts „verbrochen“, sondern würden für Verarbeitungsfehler bestraft, die gar nicht als Fehler im steuerrechtlichen Sinn zu behandeln seien.

Weil die Prüfer untereinander extrem gut vernetzt sind, will Bellinger auf Seiten der Steuerberater eine Gegenmacht aufbauen. Zusammen mit Kollegen hat er bereits im Jahr 2009 die Firma Apo-Audit gegründet. Mittels Simulation wird der Apotheker für die Betriebsprüfung fit gemacht. So kann er schon vorab die Fehlermeldungen sehen und sich um die Aufklärung kümmern. „Im Rahmen einer Betriebsprüfung hat er diese Zeit definitiv nicht. Dort verfügt er über drei bis fünf, manchmal auch zehn Tage, aber da wird dann häufig irgendwas erfunden, aus der Not heraus, und das geht dann immer in die Hose“, sagt Bellinger.


Deshalb sei es intelligenter, sich die Fragestellungen, die in einer Betriebsprüfung auftauchen, im Vorfeld anzusehen und sie aufzuklären. „Es geht dabei nicht darum, Daten zu entfernen vor einem Betriebsprüfer, sondern es geht nur um den legalen Weg“, betont der Steuerberater. Zusätzlich bietet Apo-Audit eine Manipulationsanalyse. Denn nach der aktuellen Rechtsprechung muss der Apotheker nachweisen, dass bei der Software nicht getrickst werden kann.

Die Analyse kostet 1200 Euro, die simulierte Betriebsprüfung über einen Zeitraum von drei Jahren 3600 Euro. Geschäfte mit der Angst der Apotheker? „Wir helfen bei der Not der Apotheker. Dass das bei dem enormen Aufwand nicht umsonst gehen kann, versteht sich von selbst. Und wir haben noch keine Diskussion erlebt.“ Die Apotheker seien im Gegenteil dankbar, dass diese Dienstleistung überhaupt am Markt erscheine.

Acht Kanzleien mit insgesamt 600 Apotheken haben sich bereits bei Apo-Audit zusammengeschlossen. Ende des Jahres sollen es 20 Steuerberater sein.

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