Schleswig-Holstein

33 Millionen Euro: Versorgungswerk schreibt wieder ab

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Berlin -

Das Versorgungswerk der Apothekerkammer Schleswig-Holstein muss erneut einen hohen Millionenbetrag abschreiben. Anders als im Vorjahr werden die Mitglieder diesmal frühzeitig informiert. Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen gibt sich dennoch selbstbewusst.

Die Immobilienanlage sei weiterhin herausfordernd; erneut müsse man Abschreibungen in Höhe von rund 33 Millionen Euro vornehmen, heißt es vom Versorgungswerk. Davon entfallen rund 29 Millionen Euro auf Immobilienfinanzierungen.

Die vorläufigen Zahlen ließen aber eine positive Nettorendite in Höhe von rund 2 Prozent erwarten. Versicherungsmathematische Reserven würden nicht in Anspruch genommen. „Die Apothekerversorgung steht auf einer breiten finanziellen Basis von rund 860 Millionen Euro, die durch Beiträge und Kapitalerträge stetig größer wird.“

Die endgültigen Zahlen sollen im Juni vorliegen, im Juli werde man dann bei Veranstaltungen in Neumünster und Kiel informieren.

Keine Rendite ohne Risiko

„Es gibt keine Rendite ohne Risiko“, heißt es weiter in dem Schreiben an die Mitglieder. „Die Ära ausreichender Erträge auf Basis festverzinslicher Wertpapiere kehrt nicht wieder. Wir müssen unternehmerische Entscheidungen treffen, die Risiken beinhalten. Das machen wir überlegt, abgesichert und orientiert an unseren Leistungszusagen. Das schließt einzelne Rückschläge aber nicht aus.“

Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen will Zweifel zerstreuen.Foto: Christiansen

Daten statt Bauchgefühl

Dann kommen die Verantwortlichen zu Wort, um Zweifel zu zerstreuen : „Unsere Entscheidungen beruhen auf Daten – nicht auf einem Bauchgefühl“, so Christiansen, der als Kammerpräsident auch Vorsitzender des Aufsichtsausschusses ist.

Dr. Roswitha Borchert-Bremer, Vorsitzende des Verwaltungsausschusses, konstatiert: „Die jüngsten Wahlen zum Verwaltungs- und Aufsichtsausschuss zeigen, dass die Apothekerschaft unserem langfristigen Ansatz vertraut.“

Und die beiden Geschäftsführer Dr. Stefan Zerres und Dr. Till Friedrich räumen ein: „Das Know-how in der Geschäftsstelle ergänzen wir systematisch durch die Expertise Dritter.“

Abschreibungen im Vorjahr

Bereits 2023 hatte das Versorgungswerk bereits 54,9 Millionen Euro außerplanmäßig abschreiben müssen. Damit wurde eine negative Rendite von 2,23 Prozent erzielt, die Kapitalerträge aus den anderen Bereichen wurden durch die Turbulenzen im Immobilienbereich mehr als aufgezehrt. Um keinen negativen Jahresabschluss vorlegen zu müssen, entschieden die zuständigen Gremien, einen Teil der Zinsreserve in Höhe von 24 Millionen Euro aufzulösen, sodass diese auf 21 Millionen Euro abgeschmolzen war.

Dass es auch 2024 weitere Abschreibungen geben könnte, hatte sich abgezeichnet. Denn Immobilien machen im Anlagevermögen des Versorgungswerks einen wesentlichen Anteil aus: 25 Prozent entfielen zuletzt auf direkte und indirekte Immobilienbeteiligungen, weitere 19 Prozent auf sogenannte Mezzanine-Finanzierungen. In der Zeit der niedrigen Kapitalmarktzinsen hatte sich das Versorgungswerk auf diese riskanten Anlagen eingelassen: Bei den Darlehen drohen im Extremfall schnell komplette Abschreibungen, weil diese Art der Finanzierung nachrangig ist und keine Sicherheiten an den Immobilien selbst bestehen. Zusätzlich drohen im „Crash-Szenario“ auch die Zinsen verloren zu gehen, da diese bei Mezzanine-Darlehen häufig erst zum Ende der Laufzeit gezahlt werden.

Berater eingeschaltet

Gemeinsam mit zwei Unternehmensberatungen – RMC und dem Vernehmen nach Baker Tilly – wird seit einem Jahr nach Auswegen aus der Krise gesucht. Denn die im Immobilienbereich gebundenen Gelder lassen kaum Spielraum für Investments in anderen Anlageklassen zu. 2023 gab es jedenfalls keine wesentlichen Zugänge an neuen Anlageprodukten, was auch daran lag, dass kaum Liquidität zur Verfügung stand. Mit dem Ziel, die bei festverzinslichen Wertpapieren verlorengegangenen Erträge zumindest teilweise auszugleichen, bediene man sich zunehmend illiquiderer Alternativprodukte. „Höhere Kapitalmarktzinsen konnten daher kaum für die Neuanlage genutzt werden.“

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