Apothekenhonorar

Tausende Apotheken im Warnstreik

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Berlin -

Die Warnstreiks der Apotheker im Südwesten Deutschlands haben begonnen. Mit verschlossenen Türen, Plakaten, eingeschränktem Dienst, Sonnenschirmen vor der Tür und Infomaterial machen die Apotheker in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland auf ihre finanzielle Situation aufmerksam. Im „Ländle“ beteiligen sich laut Verband rund 80 Prozent der Apotheken, im Saarland sind es sogar um die 90 Prozent und in Rheinland-Pfalz soll die Beteiligung bei etwa 60 Prozent liegen. Rein rechnerisch streiken also etwa 3100 Apotheken. Viele Patienten unterstützen die Pharmazeuten.

 

„Es läuft bislang sehr gut“, erzählt Jutta Reinwald von der Nordbahnhof Apotheke in Stuttgart. Sie hat die Automatiktür auf halbe Öffnung gestellt. Davor steht ein Tisch, so dass niemand in das Geschäft kann. Ihre Mitarbeiterinnen verteilen über den Tisch hinweg die Infomaterialien. „Es ist eine gute Gelegenheit, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen“, sagt Reinwald. So könnten die Kunden korrekt informiert werden.

Am Morgen hatte das baden-württembergische Fernsehen über den Streik berichtet. Viele wissen von dem Protest. „Die Kunden sind voll auf unserer Seite“, sagt Reinwald.

Dr. Matthias Schneider, Inhaber der Brücken- und der Engel-Apotheke in Giengen an der Brenz, sagt: „Ich hätte nie gedacht, dass die Kunden so viel Verständnis zeigen würden.“ Immerhin sei das Apothekenhonorar eine komplexe Angelegenheit. Wenn man aber erkläre, dass von den 8,10 Euro nur 6,35 Euro übrig blieben und dass dieser Betrag seit 2004 gleich geblieben sei, gebe es viel Zustimmung für die Position der Apotheker.

 

 

„Das Gros der Kunden ist hoch verständnisvoll“, sagt auch Apotheker Hartmut Meisel aus Stuttgart. Meisel hat seine Apotheke geschlossen, das Rollgitter runter gelassen und einen Tisch mit Sonnenschirm vor die Apotheke gestellt. Medikamente gibt er über die Notdienstklappe ab. Seine zwei Angestellten sitzen auf zwei Stühlen an dem Tisch und sprechen aktiv Passanten an.

Während die Apotheker in Baden-Württemberg ihre Patienten nur noch über die Notdienstklappe versorgen, stehen in Rheinland-Pfalz und im Saarland nur noch die Apothekenleiter zur Hilfe bereit.

Auch Renate Laue aus Mainz hat heute schon unterstützende Worte ihrer Kunden bekommen. „Gut, dass jemand darauf aufmerksam macht“, sei ein typischer Satz. Da die Presse schon vorab über die Maßnahmen informiert habe, seien gestern bereits viele Patienten zu ihr gekommen. „Der Laden war voll“, sagt sie. Dafür kämen heute etwas weniger. Dennoch blickt sie positiv auf die Aktion. Sie schließt sich den Worten eines Kunden an: „Gut, dass sie was machen“.

 

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