Rheinland-Pfalz

Ausschreibung statt Apothekervertrag

, Uhr
Berlin -

Die AOK Rheinland-Pfalz verzichtet in der kommenden Grippesaison offenbar auf einen Impfstoffvertrag mit dem Apothekerverband. Federführend für die Kasse hat der AOK-Bundesverband die Grippeimpfstoffe ausgeschrieben. Theo Hasse, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Rheinland-Pfalz (LAV), wurde von der Entscheidung überrascht – man sei mitten in den Verhandlungen über den Abgabepreis gewesen, als die Kasse die Ausschreibung angekündigt habe.

In Rheinland-Pfalz gab es in den vergangenen Jahren – wie in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und dem Saarland – keine Rabattverträge über Impfstoffe. Stattdessen hatten sich der LAV und die AOK auf einen einheitlichen Abrechnungspreis verständigt. Die Apotheker erhalten derzeit noch für nicht adjuvantierte Impfstoffe 8,30 Euro und für adjuvantierte Impfstoffe 9,30 Euro. Die Ärzte können frei wählen, welchen Impfstoff sie verordnen.

Diesen Weg hat die AOK nun aufgegeben. Stattdessen werden für Rheinland-Pfalz Rabattpartner gesucht. Die Hersteller können auf zwei Lose bieten: Impfstoffe mit und ohne Kanüle, jeweils für das gesamte Land. Die Verträge sollen für alle Grippeimpfstoffe für Versicherte ab dem vollendeten siebten Lebensjahr gelten, die über den Sprechstundenbedarf abgerechnet werden. Sie sollen im Juli beginnen und bis Ende Juni 2016 laufen. Bis Ende Januar können die Hersteller ihr Gebot einreichen.

Hasse ist mit der Entscheidung der Kasse nicht zufrieden: „Ich kann der Ausschreibung nichts abgewinnen.“ Nachdem die Verhandlungen mit der AOK über die Höhe der Vergütung nicht erfolgreich gewesen seien, müsse man sich nun auf die neue Sachlage einstellen: „Wir müssen uns nun darüber unterhalten, wer die letzten Kilometer zum Arzt übernimmt“, so Hasse.

Die Verteilung der Impfstoffe über die Apotheken müsse vergütet werden. Denn die Apotheker seien ohne Vertrag nicht zur Lieferung verpflichtet, stellt er klar. „Wenn wir uns nicht über einen vernünftigen Preis für die Anlieferung einigen können, sehe ich schwarz.“ Der Verbandschef ist überzeugt, dass die flächendeckende Versorgung nicht mehr so gewährleistet werden könne wie bisher.

Derweil hat die AOK Plus die Zuschläge für die Grippeimpfstoffversorgung der kommenden Saison erteilt: Sanofi Pasteur MSD soll Sachsen und Thüringen mit Fertigspritzen mit Kanüle versorgen, bioCSL soll Spritzen ohne Kanüle liefern.

In Sachsen und Thüringen übernimmt die AOK Plus seit der Saison 2013/2014 die Ausschreibung der Grippeimpfstoffe. Davor war die Barmer GEK zuständig. Für Sachsen ändert sich in der kommenden Saison nichts – bereits heute liefert bioCSL Impfstoffe ohne Kanüle und Sanofi Pasteur Impfstoffe mit Kanüle. Auch in Thüringen ist Sanofi Pasteur mit Spritzen mit Kanüle bereits Partner der AOK Plus. Abbott wird als Lieferant von Impfstoffen ohne Kanüle abgelöst.

Die neuen Verträge beginnen im Juli und laufen bis Ende Februar 2016. Wie bereits in der aktuellen Saison war die Zahl der Lose, für die Hersteller einen Zuschlag erhalten konnten, begrenzt. 2013 konnten die Unternehmen maximal fünf Zuschläge erhalten, aktuell waren es drei. Im Gegenzug wurde allerdings die Zahl der Lose von zehn auf sechs reduziert. Die Hersteller konnten dieses Mal auf die Regionen Chemnitz/Leipzig, Dresden und Thüringen bieten.

In insgesamt sechs Bundesländern gibt es somit bereits Rabattverträge oder Ausschreibungen über die Grippeimpfstoffe der kommenden Saison: In Baden-Württemberg soll – trotz laufenden Rechtsstreits – Abbott liefern, ebenso in Niedersachsen.

Für Sachsen-Anhalt sucht derzeit die Barmer GEK Rabattpartner. Auch in diesem Bundesland wurde die Zahl der Lose reduziert: Statt auf drei Regionen können Hersteller nur auf die Versorgung des ganzen Bundeslandes bieten, entweder für Impfstoffe mit oder Impfstoffe ohne Kanüle.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Impfen in Österreichs Apotheken
„Wir könnten jederzeit starten“
Postexpositionsprophylaxe Tollwut
Rabipur/Verorab: Impfstoffwechsel möglich
Mehr aus Ressort
Änderung des Krankenhausgesetzes
Thüringen: Weg frei für Klinikreform
Weniger Bürokratie, mehr Entscheidungsfreiheit
Overwiening lobt Engpass-Initiative

APOTHEKE ADHOC Debatte