Rabattverträge

AOK: Neuer Anlauf für Onkologika

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Berlin -

Die letzte Ausschreibung des AOK-Bundesverbands über Onkologika lief nicht sonderlich gut: Im vergangenen Jahr konnten die Kassen von 22 Losen nur drei vergeben – und das nicht einmal bundesweit. Nun startet der Verband einen neuen Anlauf für Fertigarzneimittel mit insgesamt neun Wirkstoffen. Ob – wie von der AOK erhofft – diesmal mehr Hersteller mitmachen, bleibt allerdings abzuwarten. Einzige Konkurrenz für die Originalhersteller sind die Importeure.

Die Lose entsprechen in Wirkstärke und Packungsgröße den Originalen: Sprycel (Dasatinib) von Bristol-Myers Squibb, Tarceva (Erlotinib) von Roche, Iresse (Gefitinib) von AstraZeneca, Nexavar (Sorafenib) von Bayer, Sutent (Sunitinib) von Pfizer sowie Tasigna (Nilotinib), Votrient (Pazopanib), Afinitor (Everolimus) und Tyverb (Lapatinib) von Novartis. Die Ausschreibung für Everolimus bezieht sich ausschließlich auf die „Behandlung des hormonrezeptor-positiven, fortgeschrittenen Mammakarzinoms, neuroendokriner Tumoren pankreatischen Ursprungs und des Nierenzellkarzinoms“.

An der Ausschreibung sind wie im vergangenen Jahr acht AOKen beteiligt: Bayern, Bremen/Bremerhaven, Hessen, Nordost, Nordwest, Rheinland/Hamburg, Rheinland-Pfalz/Saarland und Sachsen-Anhalt. Nicht beteiligt haben sich die AOK Baden-Württemberg und die AOK Plus. Die neuen Verträge sollen im März 2016 in Kraft treten und ein Jahr lang gelten. Sie sollen höchstens zweimal um je sechs Monate verlängert werden können. Die Hersteller können noch bis Mitte November ihr Gebot abgeben.

An der letzten Onkologika-Ausschreibung des AOK-Bundesverbands beteiligten sich nur wenige Unternehmen. Erlotinib ging im Juni in der Wirkstärke 150 mg an den 2009 gegründeten Reimporteur Euro Rx Arzneimittel aus Niedersachsen. Das Original Tarceva stammt von Roche. Der Reimporteur erhielt den Zuschlag für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe. Zwei Originatoren bekamen den Zuschlag für alle acht beteiligten Kassen: AstraZeneca für Iressa (Gefitinib) und Bayer für Nexavar (Sorafenib).

In einem zweiten Versuch setzte die Kasse im Juli anstelle einer offenen Ausschreibung auf ein Verhandlungsverfahren. Dies entspreche der üblichen Vorgehensweise, betonte ein AOK-Sprecher. Für alle nicht vergebenen Lose sollten auf diese Weise doch noch Verträge abgeschlossen werden. Die sollten im November beginnen und zwei Jahre laufen. Die AOK Nordost hatte sich an dieser zweiten Runde nicht mehr beteiligt. Im Oktober wurde dieses Verfahren erfolglos beendet.

Mit den Ergebnissen der ersten Ausschreibung zeigte sich ein AOK-Sprecher damals trotz der wenigen Rabattverträge nicht unzufrieden: „Von einem Scheitern kann aus unserer Sicht aber keine Rede sein.“ Mit der Ausschreibung habe man erstmals einen umfassenden Versuch unternommen, im patentgeschützten Arzneimittelmarkt Rabattverträge zu platzieren. Auf diese Weise habe man erstmals Zuschläge für wichtige neue Wirkstoffe gegen Krebs erteilen können.

Dieses Wirkstoffsegment sei bisher nie ausgeschrieben worden, betonte der Sprecher. „Jetzt hat sich auf Anhieb gezeigt, dass auch hier Wettbewerb zugunsten einer hochwertigen und effizienten Arzneimittelversorgung möglich ist.“ Dabei sei von Anfang klar gewesen, dass nicht für alle Lose Rabattverträge zustande kommen würden. Im Übrigen gebe es Parallelen zum Start der Generika-Ausschreibungen: „Auch damals haben sich die Anbieter in der ersten Runde zurückgehalten.“

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