Protaxplus: Krankenkassen unter Beschuss Alexander Müller, 02.12.2019 10:34 Uhr
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Die Rezeptprüffirma Protaxplus wurde laut der Gewerkschaft der Sozialversicherung von den Mitgliedskassen in die Insolvenz getrieben. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Der BKK-Landesverband Nordwest hatte Protaxplus im Jahr 2011 gegründet und damit die Rezeptprüfung ausgelagert. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Besonders rigide Retaxationen mehrerer beteiligter Kassen waren die Folge. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Rentabel war das Geschäftsmodell trotzdem nicht, laut GdS tragen die beteiligten Kassen daran eine Mitschuld. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Das Problem ist aus Sicht der Gewerkschaft struktureller Natur, weil die Kassen gleichzeitig Gesellschafter und Kunden von Protaxplus waren. Diese hätten die Preise gedrückt und die Firma damit selbst in den Ruin getrieben. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Protaxplus hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Der Holzmindener Pharmazeut Mathias Orth hatte einen offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe geschrieben. Foto: Rosen-Apotheke
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Der Inhaber der Rosen-Apotheke hatte von der Rezeptprüffirma Protaxplus eine Null-Retaxation erhalten. Foto: Rosen-Apotheke
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Gröhe solle die Krankenkassen endlich in die Schranken weisen, forderte Orth. Foto: Elke Hinkelbein
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Damals war Protaxplus im Auftrag der Pronova BKK aktiv geworden. Foto: Pronova BKK.
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Wegen der vermeintlichen Nichtbeachtung eines Rabattvertrags zu Oxycodon verweigerte die Kasse die Zahlung. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Daher hatte er einen offenen Brief an das Bundesgesundheitsministerium geschrieben. Foto: Elke Hinkelbein
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Protaxplus hatte reihenweise wegen Formfehlern retaxiert. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Rezeptprüffirma war 2011/2012 vor allem durch zum Teil absurde Retaxationen von Betäubungsmittelrezepten aufgefallen. Foto: APOTHEKE ADHOC
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Die Retaxwelle hatte sogar die Politik auf den Plan gerufen, die schon damals Beschränkungen von Formretaxationen einführen wollte. Foto: Elke Hinkelbein
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Doch schließlich knickten die Retax-Kassen hinter Protaxplus ein, die Absetzungen wurden zurückgenommen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - Die Retaxfirma Protaxplus hatte wegen ihres umstrittenen Vorgehens bei der Rezeptprüfung in der Branche einen miserablen Ruf. Und ihr Image hat sich seit der Insolvenz im Mai nicht verbessert. Die Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen – und die beteiligten Krankenkassen.
Der BKK-Landesverband Nordwest hatte Protaxplus im Jahr 2011 gegründet und damit die Rezeptprüfung ausgelagert. Diese sollte effizienter werden, besonders rigide Retaxationen mehrerer beteiligter Kassen waren die Folge. Rentabel war das Geschäftsmodell trotzdem nicht, laut GdS tragen die beteiligten Kassen daran eine Mitschuld.
Die Gewerkschaft hat naturgemäß vor allem die Mitarbeiter des Kassendienstleisters im Blick. Bei der Gründung von Protaxplus sei den Angestellten der Betriebsübergang mit einem Rückkehrrecht für sieben Jahre und gut bezahlten Arbeitsplätzen schmackhaft gemacht worden. „Im Jahr 2019 ist von diesem Versprechen nichts mehr übrig geblieben“, so die Gewerkschaft. „Die Bereitschaft, den betroffenen Mitarbeiter/innen in dieser Notsituation zu helfen und die Beendigung der Arbeitsverhältnisse zumindest mit einem vernünftig dotierten Sozialplan zu begleiten, war aufseiten der Gesellschafter der Protaxplus leider nicht zu erreichen.“
Das Problem ist aus Sicht der Gewerkschaft struktureller Natur, weil die Kassen gleichzeitig Gesellschafter und Kunden von Protaxplus waren. Diese hätten die Preise gedrückt und die Firma damit selbst in den Ruin getrieben. Laut GdS wurden Rabatte zugunsten der Kunden ausgehandelt und sogar Rückerstattungen für „Kundentreue“ vereinbart.
Schon seit 2016 habe es Gerüchte über wirtschaftliche Probleme gegeben. Aber erst Ende 2018 sei offen kommuniziert worden, dass die Firma alleine nicht mehr überlebensfähig sei. Angestrebt wurde eine Übernahme durch den Kassendienstleister Spectrum K, zumal dort teilweise dieselben Kassen als Gesellschafter beteiligt sind, darunter namhafte Betriebskrankenkassen wie Novitas, Viactiv oder Pronova. Doch am Ende sei von Spectrum K nur das Geschäft, aber nicht die Mitarbeiter von Protaxplus übernommen worden.
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