Krankenkassen

Rabattverträge über Humira & Co.

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Berlin -

Im April treten nicht nur zwei neue AOK-Verträge in Kraft, sondern auch die erste Vereinbarung über Humira (Adalimumab), das Arzneimittel mit den derzeit höchsten Nettokosten. Den Vertrag hat die IKK Classic mit dem Originalhersteller Abbvie geschlossen.

Laut Arzneiverordnungsreport (AVR) war Humira 2014 das Präparat mit den höchsten Nettokosten für die Krankenkassen: 803 Millionen Euro gaben die Kassen für das Immunsuppressivum aus, das 187.000 Mal verordnet wurde. Die IKK Classic gab im vergangenen Jahr 45,5 Millionen Euro für Humira aus. Die TK hat zur Senkung ihrer Ausgaben auf einen Rheumavertrag mit Ärzten gesetzt, bei dem die Mediziner für eine wirtschaftliche Verordnungsweise belohnt werden.

Die IKK Classic will mit dem neuen Rabattvertrag „eine deutliche Senkung der Jahrestherapiekosten erzielen“. Die Kasse ist nach eigenen Angaben mit mehr als 800 Rabattverträgen für Arzneimittel in das Jahr 2016 gestartet. Die Kasse erwartet für das laufende Jahr ein Einsparvolumen von mehr als 140 Millionen Euro.

Die AOKen spielen in einer anderen Liga unterwegs: Derzeit laufen Verträge über 276 Wirkstoffe und Kombinationen mit einem jährlichen Umsatzvolumen von rund fünf Milliarden Euro. Die Verträge decken laut AOK Baden-Württemberg rund zwei Drittel des Generikamarktes ab. Durch die Verträge haben die AOKen im vergangenen Jahr knapp 1,5 Milliarden Euro eingespart. „Nach 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr haben wir das Ergebnis 2015 noch einmal verbessern können“, sagte Dr. Christopher Hermann, Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg und Verhandlungsführer für die bundesweiten AOK-Arzneimittelrabattverträge.

Hermann zufolge haben die Rabattverträge entscheidend dazu beigetragen, dass die Kassen das vergangene Jahr mit einem leichten Plus abschließen konnten: Durch die Arzneimittelrabattverträge hätten die AOKen 2015 knapp 11 Prozent bei den Arzneimittelausgaben einsparen können. „Der GKV-Schnitt liegt bei 9,7 Prozent“, so Hermann.

Von den Einsparungen gibt die AOK Baden-Württemberg nach eigenen Angaben „einen gehörigen Teil“ durch Zuzahlungsbefreiungen an Versicherte, die in der alternativen Regelversorgung der Hausarzt- und der Facharztverträge eingeschrieben sind, zurück. „Diese Entlastung für unsere Versicherten machte vergangenes Jahr insgesamt 32 Millionen Euro aus“, so Hermann.

Im April treten zwei neue AOK-Verträge in Kraft, die sich an die Ende März ausgelaufene zwölfte Tranche anschließen. Die 15. Tranche umfasst Verträge mit 45 Herstellern über 103 Wirkstoffe und Kombinationen mit einem Umsatzvolumen von 1,9 Milliarden Euro. Zur 16. Tranche gehören Verträge über drei Wirkstoffe – Hydromorphon hydrochlorid, Morphin und Oxycodon – mit einem Umsatzvolumen von 150 Millionen Euro.

„Neben den Kontrakten für auslaufende Verträge sind wieder neue Wirkstoffe hinzu gekommen, die zwischenzeitlich patentfrei geworden sind und zu denen lebhafter Wettbewerb besteht“, sagt Hermann. Dazu gehörten zum Beispiel das Neuroleptikum Aripiprazol und das Herzmedikament Eplerenon.

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