Hessen

Apotheker im Gesundheitspakt

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Berlin -

Das hessische Sozialministerium hat die Apotheker bei der Neuauflage des Gesundheitspakts mit ins Boot geholt. Die Kooperationsvereinbarung wurde gestern im Landtag ratifiziert. Insgesamt 15 Unterzeichner, darunter der Hessische Apothekerverband (HAV) und die Apothekerkammer, einigten sich auf 28 Punkte, mit denen auf die demografischen Veränderungen reagiert werden soll. Das Land stellt dazu bis 2018 insgesamt über vier Millionen Euro zur Verfügung.

Um weiterhin eine bedarfsgerechte und gute medizinische Versorgung anbieten zu können, sei ein gemeinsames Vorgehen aller Akteure erforderlich, sagte Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU). Die Versorgung von chronisch und mehrfach Erkrankten bedürfe neuer Kooperationsformen und sektorenübergreifenden Fall- und Versorgungsmanagements.

Dazu gehöre auch die pharmazeutische Versorgung, schreibt das Sozialministerium. Vorgesehen sei daher unter anderem die Etablierung eines Medikationsmanagements als interdisziplinäre Aufgabe. „Zudem soll ein sektorenübergreifender Medikationsplan erstellt werden. Hierdurch bereiten sich die Pakt-Partner auf die Umsetzung des kommenden eHealth-Gesetzes des Bundes vor.“

„Höchste Priorität hat für uns die Sicherstellung der flächendeckenden pharmazeutischen Versorgung“, sagte Verbandschef Dr. Detlef Weidemann. Auch Kammerpräsidentin Ursula Funke erklärte: „Als neuer Pakt-Partner möchten wir insbesondere die interdisziplinäre Kooperation zwischen Arzt und Apotheker stärken.“ Seien diese eng vernetzt, könnten die Risiken einer Mehrfachmedikation minimiert und die Arzneitherapie des einzelnen Patienten effektiver gestaltet werden. Zudem sollen berufsübergreifende Fortbildungen gefördert werden.

Auch das Entlassrezept soll weiter entwickelt werden. Außerdem soll es Maßnahmen zur Stärkung des Fachkräfteangebots geben und zum Ausbau der Telematikinfrastruktur. Des Weiteren sieht der Pakt vor, interdisziplinäre regionale Gesundheitszentren zu fördern, dazu stellt das Land insgesamt 2,2 Millionen Euro zur Verfügung.

Insbesondere in der Prävention seien die Apotheker bereits vielfältig aktiv, so Weidemann. „Durch das hohe Vertrauen, das die Angehörigen des Heilberufes in der Bevölkerung genießen, haben ihre Hinweise Gewicht.“ Sie könnten Wissen, Einstellungen und Verhalten der Menschen positiv beeinflussen. Beispiele seien etwa mögliche Ernährungs- und Impfberatung sowie Hilfe bei der Tabakentwöhnung, Messungen von Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin, Lipiden, BMI oder WHR. Ein Vorzeigeprojekt sei etwa das Präventionsprogramm Glicemia für Diabetiker.

„Der Pakt gibt erst einmal ein Gerüst vor. Das soll mit Leben gefüllt werden“, sagt Verbandsvorstand Dr. Ulrich Roesrath. Ab Ende Mai sollen Einzelheiten in Arbeitsgruppen ausgestaltet werden. „Für uns war wichtig, dabei zu sein. Erst wenn man im Boot sitzt, kann man auch rudern.“ Zudem sei eine Teilnahme eine gute Chance, die Leistungen, die Apotheker bereits erbringen würden, bekannt zu machen und zu dokumentieren – so etwa den regionalen Versorgungsatlas oder Hol- und Bringdienste.

Zur Stärkung der haus- und fachärztlichen Versorgung haben sich Land, Ärzte und Kassen auf ein gestuftes Fördersystem geeinigt: Für das Fach Allgemeinmedizin sollen Anreize bereits im Medizinstudium, während der Weiterbildung von Ärzten sowie bei der Niederlassung greifen. So will das Land Medizinstudenten bis zu 600 Euro monatlich zahlen, wenn sie ihre Famulatur in einer ländlichen Hausarztpraxis absolvieren – das Land zahlt dafür insgesamt 800.000 Euro. Ähnliches gilt für die Ableistung der Wahlfächer Allgemeinmedizin, Pädiatrie oder der allgemeinen fachärztlichen Versorgungsebene im Praktischen Jahr. Hier zahlt die KV ein Stipendium von 600 Euro monatlich, maximal 2400 Euro.

Zwischen 2012 bis 2014 seien über die Ansiedlungsförderung des Gesundheitspaktes rund 50 Praxisübernahmen in ländlichen Räumen mit rund 1,5 Millionen Euro gefördert worden.

Ein erster Gesundheitspakt lief bereits von 2011 bis 2014, als neue Partner kamen jetzt neben den Apothekern auch die Liga der Freien Wohlfahrtspflege und der Verband rivater Anbieter sozialer Dienste dazu. Weitere Partner sind die KV und die Landesärztekammer, die Regionalgruppe der Jungen Allgemeinmedizin Deutschland, die Landesverbände der Kranken- und Ersatzkassen, die kommunalen Spitzenverbände, die Hessische Krankenhausgesellschaft sowie die Fachbereiche für Allgemeinmedizin der Universitäten Frankfurt am Main und Marburg sowie die bpa-Landesgruppe.

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