Warnung vor Systemkollaps

Finanzielle Schieflage: BMG soll Versorgungswerk retten

, Uhr
Berlin -

Beim Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin (VZB) ist die Lage wohl noch schlimmer als befürchtet. Laut Medienberichten ist die Hälfte des gesamten Anlagevermögens weg. Die rund 11.000 Mitglieder in Berlin, Brandenburg und Bremen müssen demnach um ihre Rente bangen.

Laut aktueller Schätzung geht man von einem Verlust von 1,1 Milliarden Euro beim Anlagevermögen aus, das ist die Hälfte von 2,2 Milliarden investierten Euro.Thomas Schieritz, seit April Vorsitzender des Verwaltungsausschusses, bestätigte diese Zahl gegenüber RBB24. Dabei handele es sich um vorläufige Schätzungen. „Das abschließende Ergebnis wird voraussichtlich im ersten Quartal 2026 vorliegen.“

Spätestens 2018 sollen die früheren Verantwortlichen wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase zu riskanteren Anlagen übergangen sein. Investiert wurde unter anderem in Ferienresorts auf Ibiza, Hotelprojekte und in den Versicherer Element. Zu 80 Prozent gehörte das Start-up demnach zum Versorgungswerk, als es im März dieses Jahres Insolvenz anmelden musste.

Der neue Verwaltungsausschuss geht von jahrelangen Fehlinvestitionen aus: „Diese Anlagepraxis war unzulässig, unvernünftig und strukturell fehlgesteuert“, so Schieritz gegenüber RBB24. Nach seiner Auffassung widersprach ein Teil der Investments sowohl den VZB-Richtlinien als auch Landes- und Bundesrecht. Außerdem soll es „über einen langen Zeitraum […] keine verlässliche Bewertung der Anlagen“ gegeben haben. „Ein Versorgungswerk soll und darf sein Geld so nicht anlegen, wie es angelegt wurde.“

Während versucht wird, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, fordert eine Initiative namens „WEU. WirEngagierenUns“ jetzt Unterstützung vom Bundesgesundheitsministerium (BMG). „Eindringlich“ wird Ministerin Nina Warken gebeten, die Kontrolle über das Versorgungswerk zu übernehmen. Es brauche dringend ein „Sondervermögen des Bundes“, um den „eingetretenen Schaden auszugleichen und die Funktionsfähigkeit der Einrichtungen dauerhaft sicherzustellen“.

Es drohe nicht weniger als der „Systemkollaps“: Wenn der Bund die Altersvorsorge nicht absichere, drohten „massive Abwanderungsbewegungen insbesondere junger Zahnärztinnen und Zahnärzte“. Damit stünde auch die „Sicherstellung der ambulanten Versorgung“ ernsthaft in Frage.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte