Zusammenschluss

Fachärzte gründen Spitzenverband

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Die rund 70.000 niedergelassenen Fachärzte schließen sich am 1. Januar 2008 in einem gemeinsamen Verband zusammen. 15 Berufsverbände beschlossen am Montag den neuen „Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands“, wie der Beauftragte zur Verbandsgründung Dr. Uwe Kraffel mitteilte. Den Ausschlag hätten politische Debatten darüber gegeben, ob es ambulante Fachärzte neben den Krankenhäusern im heutigen Ausmaß künftig geben solle, sagte Kraffel mit Blick auf die Verhandlungen zur jüngsten Gesundheitsreform. Die Fachärzte wollen im Kampf um die Honorare gegenüber den Allgemeinmedizinern geschlossen auftreten.

Im Hinblick auf die Kassenärztliche Bundesvereinigung oder die Bundesärztekammer sei es wichtig, dass den dortigen Facharzt-Vertretern klare Vorgaben gemacht werden könnten. Zu den Mitgliedern des neuen Spitzenverbandes gehören die Verbände der Pneumologen, Gynäkologen, Neurologen, Laborärzte, HNO-Ärzte, Anästhesisten, Chirurgen, Pathologen, Radiologen, Urologen, Orthopäden, Augenärzte, Nuklearmediziner und Dermatologen sowie der bereits bestehende Deutsche Facharztverband (DFV). In dem „Hybridverband“ sollen neben den Verbänden der Fachärzte auch Einzelpersonen Mitglied werden können, erklärte Kraffel gegenüber APOTHEKE ADHOC. Er rechne nicht damit, dass der DFV oder die Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände (GFB) in Zukunft bestehen werden.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) beteiligt sich nicht an dem neuen Spitzenverband. Die Pädiater sind rechtlich den Hausärzten zugeordnet, obwohl sie auch fachärztliche Leistungen erbringen, erklärt Stephan Eßer, Geschäftsführer des BVKJ. Mit dieser Zwitterstellung ist man beim BVKJ nicht besonders glücklich. Doch die Bildung des Spitzenverbandes sieht Esser skeptisch: „Es ist illusionär zu glauben, dass ein Fachärzteverband die Interessen der Berufsstände besser vertreten kann als ein spezifischer Berufsverband“, sagte er gegenüber APOTHEKE ADHOC. Derzeit pflege der BVKJ einen sinnvollen Austausch innerhalb des GFB, die Bildung eines „Kampfverband“ gegenüber den Hausärzten oder Politik sieht Esser skeptisch. Ein Aufgehen der einzelnen Berufsverbände in den Spitzenverband hält Esser für ausgeschlossen: „So verrückt ist niemand, zu glauben, dass das geschieht.“

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