Abda-Umfrage

Die Angst wird größer

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München -

Im Vorfeld des morgen startenden Deutschen Apothekertags (DAT) hat die Abda ihren Apothekenklima-Index vorgestellt. Das Fazit von Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening: Die Stimmung in der Branche ist so schlecht wie nie. Sie erneuerte ihren Appell an die Regierung, die geplante Erhöhung des Kassenabschlags zurückzunehmen.

83 Prozent der 500 befragten Apothekeninhaber:innen erwarten demnach, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheken verschlechtert. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 65 Prozent. Für den eigenen Betrieb fällt die Einschätzung wie gewohnt etwas besser aus. Aber immerhin noch 58 Prozent rechnet mit einer Verschlechterung der Lage in den kommenden zwei bis drei Jahren (Vorjahr 44 Prozent). Die Abda beobachtet zudem eine verhaltene Investitionsbereitschaft: 42 Prozent wollen keinerlei Investitionen vornehmen. Das sei aber für die Entwicklung extrem wichtig, so Overwiening.

Overwiening wies darauf hin, dass das Honorar der Apotheken nicht dynamisiert sei. Jede Kostensteigerung schlage also sofort auf das Ergebnis durch. Zu Recht könnten die Apotheken diese Belastungen nicht an die Patient:innen weitergeben, da die Preise für die verschreibungspflichtigen Arzneimittel festgeschrieben seien.

Sparpaket stoppen

Deswegen ist es für die Abda-Präsidentin unverständlich, dass die Regierung bei den Apotheken durch eine Erhöhung des Kassenabschlags sparen will. Entgegen aller Beteuerung der Ampelkoalition, die im Koalitionsvertrag eine Stärkung der Apotheken angekündigt hatte, wolle die Regierung diesen mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) jetzt 120 Millionen Euro pro Jahr wegnehmen. Man werde sich gegen diese „fantasielose“ Maßnahme im parlamentarischen Verfahren mit aller Macht einsetzen, so Overwiening. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir hier überzeugen können.“

Bei den größten Stressfaktoren im Job hat es eine Verschiebung gegeben. Zwar ist der bürokratische Aufwand mit 93 Prozent noch immer auf Platz 1, dahinter sind aber jetzt die Lieferengpässe (82 Prozent) vor den Personalproblemen (78 Prozent). Letztere sind in vielen Betrieben gravierend: So rechnet mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Inhaber:innen damit, dass sich auf eine Approbiertenstelle derzeit keine einzige Person bewerben wird. Bei PTA (26 Prozent) und PKA (27 Prozent) sieht es nicht viel besser aus. Und 17 Prozent der Inhaber:innen befürchten, dass sie für ihren Betrieb keinen Nachfolger finden, weitere 30 Prozent rechnen mit einem einzigen Interessenten.

Abda plant pDL-Kampagne

Zur Nutzung der pharmazeutischen Dienstleistungen kann die Abda noch keine konkreten Zahlen vorlegen. Das Interesse sei aber da, doch die Personalengpässe machten es einigen Betrieben schwierig, die neuen Services aktuell anzubinden. Und auch in der Bevölkerung müsse sich die neue Möglichkeit erst noch herumsprechen. Die Abda will hierzu eine Kampagne starten.

Der diesjährige DAT befasst sich mit dem Schwerpunktthema „Klimawandel, Pharmazie und Gesundheit“ – was in den Organisationen angesichts der aktuellen Probleme nicht unumstritten war. Im Apothekenklima-Index 2022 gab es daher eine Sonderumfrage zur Nachhaltigkeit.

Zwar spielt das Thema bei 71 Prozent der Befragten in Gespräch mit den Kund:innen noch keine große Rolle. Doch wo dies doch geschieht, sind die „Abfallvermeidung in der Apotheke“, schonender Ressourcenumgang und umweltgerechte Arzneimittelentsorgung die wichtigsten Themen. Die Apotheken selbst beschäftigen sich – auch angesichts der aktuellen politischen Lage – mit Energieeinsparungen (52 Prozent). Auch Abfallvermeidung (38 Prozent) und Einsatz von Elektromobilität (33 Prozent) spielen eine Rolle.

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