Apothekensterben in Niedersachsen

CDU-Politikerin: „Apotheken sind keine Luxusläden“

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Berlin -

In einer Kleinen Anfrage erkundigte sich die Lüneburger CDU-Landtagsabgeordnete Anna Bauseneick bei der Landesregierung nach der aktuellen Versorgungslage mit Apotheken in Niedersachsen. Laut der Apothekerkammer gab es zum 31. Dezember 2024 nur noch 1671 öffentliche Apotheken – so wenige wie seit 1979 nicht mehr. Hauptursachen seien laut der Kammer die nicht angepassten Apothekenhonorare und der Fachkräftemangel.

Trotz rückläufiger Apothekenzahlen sei die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Niedersachsen aktuell gesichert. Die Landesregierung erwartet keine kurzfristige Gefährdung der Versorgung „in absehbarer Zeit“, betont jedoch die Notwendigkeit, die Entwicklung, besonders in Regionen mit niedriger Apothekendichte, weiterhin zu beobachten.

Die Verantwortung sieht die Landesregierung beim Bund: „Um das bestehende Apothekennetz weiterhin zu erhalten, wird es von der Landesregierung als erforderlich erachtet, dass die Bundesregierung Anpassungen der Arzneimittelpreisverordnung vornimmt und gemeinsam mit den Ländern neue Finanzierungskonzepte für Apotheken erarbeitet, welche insbesondere die flächendeckende Arzneimittelversorgung im Fokus haben.“

Studium und Ausbildung

Mit Blick auf die Versorgungssicherheit konzentrierte sich Bauseneick in ihrer Anfrage vor allem auf die Ausbildung im Bereich Pharmazie. Der Pharmaziestudiengang wird in Niedersachsen ausschließlich an der Universität Braunschweig angeboten. Die Abgeordnete fragte nach den Kapazitäten und der Auslastung des Studiengangs. Zwischen 2014/15 und 2023/24 lag die Zahl der Studienplätze zwischen 144 und 155. Im Studienjahr 2024/25 wurde die Kapazität auf 170 erhöht. Die Landesregierung erklärt dazu: „Die TU Braunschweig hat 16 zusätzliche Studienanfängerplätze aufgebaut. Ein weiterer Ausbau ist nicht vorgesehen.“

Der Studiengang Pharmazie war in diesem Zeitraum stets vollständig ausgelastet. Auch die Absolventenzahlen seien, abgesehen von kurzfristigen Rückgängen während der Coronajahre 2020 und 2021, relativ konstant geblieben und lagen laut Landesregierung jährlich zwischen 110 und 125.

Einen Handlungsbedarf, um das Studium attraktiver zu gestalten, sieht die Landesregierung nicht, da die Abschlusszahlen stabil seien. Auf die Frage, ob angesichts des bevorstehenden Ruhestands vieler „Baby-Boomer“-Apotheker:innen zusätzliche Studienplätze geschaffen werden sollten, verweist die Landesregierung auf die 16 neuen Studienplätze 2024/25.

Auch nach den Ausbildungszahlen für PTA und PKA erkundigte sich die CDU-Politikerin. Die Zahl der PKA stieg leicht von 173 im Jahr 2020 auf 201 im vergangenen Jahr.

Bei den PTA-Ausbildungszahlen ist der Trend dagegen rückläufig. Nach einem leichten Anstieg im Jahr 2021 (von 1439 auf 1462) sanken die Zahlen auf 1378 im Jahr 2022 und 1341 im Jahr 2023. Für 2024 liegen bislang nur die Zahlen der öffentlichen Schulen vor, mit insgesamt 318 Auszubildenden.

Notdienste

Die Abgeordnete erfragte zudem die möglichen Auswirkungen der Apothekenschließungen auf die Notdienste, da dadurch höhere Belastungen entstehen könnten. Sie wollte wissen, wie die Entfernungen zwischen den Apotheken für den Notdienst festgelegt werden und ob Anpassungen erwogen werden.

Die Landesregierung verweist auf die Zuständigkeit der Apothekerkammer. Apotheken werden einem Dienstkreis zugeordnet, wenn die Entfernung zwischen ihnen nicht mehr als 10 Kilometer beträgt. In bevölkerungsarmen Regionen sind auch Entfernungen von bis zu 20 Kilometern zulässig. In Ausnahmefällen können größere Entfernungen festgelegt werden, um eine unzumutbare Notdienstbelastung zu vermeiden. Die Erreichbarkeit, etwa durch den Ausbau des Straßennetzes, wird ebenfalls berücksichtigt.

„Vor dem Hintergrund steigender Belastungen der Apotheken und hoher Dienstfrequenzen in dünnbesiedelten Regionen finden derzeit Überlegungen bezüglich der Umstellung von einer manuellen auf eine algorithmische Notdienstverplanung statt“, so die Antwort der Landesregierung. Dabei wird auch geprüft, ob Anpassungen der Entfernungsparameter die Apotheken entlasten könnten, ohne die Erreichbarkeit von Notdienstapotheken zu gefährden. Weitere Details zu einer „zumutbaren Entfernung“ nennt die Landesregierung jedoch nicht.

Engpässe oder Probleme bei der Wahrnehmung von Notdiensten sind der Landesregierung derzeit nicht bekannt. „Die flächendeckende Arzneimittelversorgung ist in Niedersachsen außerhalb der Öffnungszeiten durch die öffentlichen Apotheken ohne Einschränkungen sichergestellt“, heißt es in der Antwort. Täglich sind in Niedersachsen 115 Apotheken rund um die Uhr dienstbereit. In ländlichen Regionen führt dies jedoch zu einer relativ hohen Belastung, mit einer Notdienstfrequenz von teils mehr als 50 Notdiensten pro Apotheke jährlich. „Diese Belastung ist untragbar und gefährdet auf Dauer die Versorgung“, kritisiert die Abgeordnete.

Bauseneick fordert Entschlossenheit

Zwar erkenne die Landesregierung das Problem, handele aber nicht entschlossen genug, kritisiert Bauseneick. „Es reicht nicht, die Lage zu beobachten. Wer Verantwortung trägt, muss handeln. Apotheken sind keine Luxusläden – sie sind Lebensadern unserer Gesundheitsversorgung“, so die CDU-Abgeordnete.

„Wir brauchen jetzt kluge Konzepte, um Apotheken zu entlasten. Die Menschen dürfen nicht abgehängt werden – weder beim Arzt, noch bei der Apotheke“, fordert sie.

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