Rabattverträge

Bürgerinitiative: Risiko Rabattvertrag

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Berlin -

Die Bürger Initiative Gesundheit (BIG) kritisiert die Rabatthascherei in der Gesundheitspolitik und warnt vor den Risiken durch Rabattverträge. Diese gefährdeten die Therapietreue; Verwechslungen seien gerade bei älteren Patienten vorprogrammiert, wenn sich alle zwei Jahre Name, Packung und Farbe der Medikamente änderten.

Außerdem würden die Verträge den Wettbewerb auf dem Pharmamarkt unterdrücken und Monopole fördern: „Wenn am Ende nur noch ein Anbieter auf dem Markt ist, ist das für die Versorgung gefährlich“, sagte Wolfram-Arnim Candidus, Präsident der Initiative.

Riskant ist der BIG zufolge auch die Pauschalisierung der Vergütung in den einzelnen Berufsgruppen. Der Patient werde durch Zeit- und Budgetdruck letztendlich in die Eigentherapie entlassen. Die Patienten wüssten aber am wenigsten, wie ihr Körper zu therapieren sei. Für sie würden die Gefahren durch das „Diktat des Niedrigpreises“ immer größer.

Candidus mahnte, die Vergütung müsse an den individuellen Aufwand angepasst werden. Zudem müssten Apotheker viel mehr in die Medikation eingebunden werden: „Apotheker werden immer stärker ausgegrenzt aus der eigentlichen Beratung“, so Candidus. Zudem müsste die Zusammenarbeit mit den Ärzten regional verstärkt werden.

Laut BIG sterben rund 20.000 Menschen jedes Jahr an Fehlmedikationen, 800.000 würden ins Krankenhaus eingewiesen. Durch Zeitdruck und durch vielfache „Schnittstellenbrüche“ zwischen den Beteiligten komme es zur Fehlmedikation und in der Folge zu gesundheitlichen Schäden.

Der Verein forderte, den einseitigen Fokus auf den Preis zu lockern: „Ständige Kostensenkung ist nicht zwingend notwendig“, sagte Professor Dr. Martin Wehling vom Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie in Mannheim. „Man muss innovativer an die Versorgung ran gehen.“ Eine Möglichkeit sei die Verblisterung von Medikamenten.

Eine Untersuchung dazu in einem Altersheim etwa habe gezeigt, dass die individuelle Verblisterung einen positiven Effekt auf den Gesundheitszustand der Patienten und auf die Kosten hatte. Demnach gab es nach der Umstellung rund 27 Prozent weniger Krankenhausaufenthalte als vorher. Dadurch hätte die Kasse rund 2000 Euro im Jahr gespart. Außerdem seien 10 Prozent durch Verwurfseffekte eingespart worden.

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