Bayern

Hausärzte: Mehr Grippekranke durch Ausschreibung

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Berlin -

Die Grippewelle hat Deutschland fest im Griff. In Bayern zeigen sich dem Hausärzteverband zufolge erste Konsequenzen aus den Lieferengpässen bei den Impfstoffen: Demnach sind in dem Freistaat doppelt so viele Menschen an Influenza erkrankt wie im benachbarten Baden-Württemberg, wo es keine Ausschreibungen gegeben hat.

Die Erkrankungswelle habe beide Bundesländer relativ zeitgleich erreicht, außerdem seien sie in Einwohnerzahl, Bevölkerungsverteilung und durchschnittlicher Influenza-Impfquote vergleichbar. Trotzdem habe es in Bayern 3550 Erkrankungen gegeben (eine pro 3500 Einwohner) und in Baden-Württemberg 1737 (eine pro 6200 Einwohner).

Der einzige Unterschied zwischen Bayern und Baden-Württemberg sei, dass die Krankenkassen im Freistaat einen Rabattvertrag über einen Impfstoff geschlossen hätten, der dann nicht lieferbar gewesen sei. Viele Kassenpatienten hätten deshalb erst spät oder gar nicht geimpft werden können.

„Es ist unverantwortlich, wie die Krankenkassen aus reinem Profitinteresse die Gesundheit der Versicherten aufs Spiel gesetzt haben“, kritisiert Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes. „Die paar Cent, die die Kassen in Bayern meinten über Rabattverträge sparen zu können, kommen jetzt uns allen teuer zu stehen.“ Mit diesem Verhalten hätten die Kassen den Impfbemühungen der Ärzte und der STIKO einen Bärendienst erwiesen.

Bereits vor dem Impfchaos habe die Impfquote in Deutschland deutlich unter 60 Prozent bei den über 65-Jährigen gelegen, kritisiert der Hausärzteverband. Die Weltgesundheitsorganisation empfehle mindestens 75 Prozent.

Nun deute alles darauf hin, dass die Impfquote weiter absacke: Während in Bayern dem Verband zufolge im dritten Quartal 2011 277.000 Patienten gegen Grippe geimpft wurden, waren es im gleichen Zeitraum 2012 nur 6800 – ein Rückgang von 97 Prozent. Im vierten Quartal blieb die Zahl mit 1,1 Millionen Impfungen auf dem Niveau von 2011.

„Das zeigt, dass wir die Zeit brauchen, um unsere Patienten durchzuimpfen und vor einer mitunter lebensbedrohlichen Influenza zu schützen“, so Geis. „Wir brauchen die Sicherheit, dass Impfstoffe lieferbar sind. Dies geht nur, wenn auf die Ausschreibung verzichtet wird.“

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