Krankenhaus

Ärzte starten Tarif-Poker

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In den heute beginnenden Tarifverhandlungen der Krankenhausärzte und Arbeitgeber zeichnet sich ein Konflikt ab: Während die Ärztegewerkschaft Marburger Bund für die rund 55.000 Ärzte an 700 kommunalen Krankenhäusern bis zu 10,2 Prozent mehr Gehalt fordert, hat die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände nach Angaben ihres Verhandlungsführers Joachim Finklenburg kein Angebot für die Gespräche nach Düsseldorf mitgebracht.

Die Arbeitgeber warnen vor weiteren Kostensteigerungen. Die höheren Personalkosten würden den Kliniken nicht von den Krankenkassen ersetzt. Jeder Prozentpunkt Einkommenssteigerung werde deshalb zu einem weiteren Arbeitsplatzabbau, zum Verkauf oder sogar zur Schließung von Kliniken führen. In den vergangenen zehn Jahren seien in allen Krankenhäusern mehr als 150.000 Arbeitsplätze abgebaut worden, vor allem in der Pflege. Finklenburg nannte die Gehaltsforderung des Marburger Bundes „befremdlich“.

Der Marburger Bund will mit besserer Entlohnung die Ärzteflucht ins Ausland verringern. Zu den Forderungen zählt eine sofortige Anhebung der Ostgehälter auf Westniveau. Marburger-Bund-Chef Rudolf Henke sagte im ZDF-Morgenmagazin: „Wir wollen keine Streiks, werden uns aber nicht an der Nase herumführen lassen.“ In anderen Ländern würden Ärzte deutlich besser bezahlt - in den Niederlanden etwa erhielten sie bis zu 37 Prozent mehr. Da in den kommenden Jahren in Deutschland rund 10.000 Mediziner aus Altersgründen ersetzt werden müssen, sei es aber entscheidend, den Nachwuchs im eigenen Land zu halten.

2006 hatte die Gewerkschaft nach langen Streiks einen eigenen Tarifvertrag für Krankhausärzte durchgesetzt und den Tarifverbund im Öffentlichen Dienst verlassen. Für die übrigen Beschäftigten an den Krankenhäusern wird im Rahmen der allgemeinen Tarifrunde für den Öffentlichen Dienst verhandelt. Die Streikfähigkeit der Ärztegewerkschaft sei noch besser als vor eineinhalb Jahren, verkündete ein Sprecher.

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