Beobachtungsstudie

Weihnachten: Fest der Herzinfarkte

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Berlin -

Weihnachten ist das Fest der Liebe und Besinnlichkeit. Soweit die Theorie. Eine am 12. Dezember im „British Medical Journal“ (BMJ) veröffentlichte Studie zeigt: Der heilige Abend ist der Tag im Jahr mit den meisten Myokardinfarkten.

Das Team um Moman A. Mohammad von der Lund University und dem Skane University Hospital in Schweden hat die Ergebnisse einer retrospektiven Beobachtungsstudie veröffentlicht. Die Forscher werteten Daten des „Swedish Web System for Enhancement and Development of Evidence-Based Care in Heart Disease“ (Swedeheart) aus. Im Fokus standen dokumentierte Myokradinfarkte in Schweden in den Jahren 1998 bis 2013. Alle gemeldeten Fälle wurden in die Studie einbezogen.

Insgesamt wurden im Beobachtungszeitraum 283.014 Myokardinfarkte während Nationalfeiertagen, Sportereignissen wie den Olympischen Spielen sowie der Fußballwelt- und Europameisterschaft, Weihnachten sowie Silvester/Neujahr dokumentiert. Als Kontrollzeitraum wurden die zwei Wochen vor und nach dem Ereignis erfasst. Bei Sportveranstaltungen wurde die Kontrollperiode auf ein Jahr vor und nach dem Turnier auf denselben Zeitraum festgelegt. Sekundärer Endpunkt der Studie war die Unterscheidung in Infarkte mit und ohne ST-Streckenhebung. Primärer Endpunkt war der Myokardinfarkt an sich. Das Team hatte die einzelnen Personen in vordefinierte Subgruppen unterteilt, die in Geschlecht, Alter, Raucherstatus, Grunderkrankung wie Diabetes, koronare Herzkrankheit oder Bluthochdruck sowie Dauermedikation betrachtet wurden.

Die Auswertung zeigt, dass an den Weihnachtsfeiertagen und Mittsommer ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt besteht. Am größten war das Risiko an Heiligabend. Im Vergleich zum Kontrollzeitraum war die Gefahr um 37 Prozent höher. Auffällig war auch, dass die Infarkte am Weihnachtsabend gegen 22 Uhr auftraten und nicht wie gewöhnlich in den frühen Morgenstunden gegen 8 Uhr.

Aber warum diese Häufung? Sind es die falschen Geschenke oder die nervigen Verwandten? Frühere Metaanalysen zeigen, dass Ärger, Angst, Trauer oder Stress mit einem erhöhten Risiko für einen Herzinfarkt einhergehen. Möglicherweise erklärt dies auch das in der schwedischen Studie beobachtete höhere Risiko bei Personen älter als 75 Jahren mit Diabetes sowie Personen mit kardialen Vorerkrankungen. Die Forscher stellten außerdem fest, dass Herzinfarkte ohne ST-Hebung an den Feiertagen häufiger auftraten als im Kontrollzeitraum.

Für den Neujahrstag konnte das Team ein um 20 Prozent höheres Risiko für einen Herzinfarkt ermitteln. Als mögliche Ursachen werden übermäßiger Alkohol- und Lebensmittelkonsum, Kälte sowie Schlafentzug an Silvester angesehen. Das Myokardinfarktrisiko während der Feiertage war für Männer und Frauen gleich, einzige Ausnahme ist Mittsommer, hier war das Risiko für Männer höher. Möglicherweise weil die Männer in dieser Zeit mehr rauchen und Alkohol trinken als die Frauen.

An Ostern sowie großen Sportereignissen wie den Olympischen Spielen und Fußballwelt- und Europameisterschaft konnten die Forscher kein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte in Schweden ermitteln. Diese Ereignisse haben scheinbar keinen signifikanten Einfluss.

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