Erhöhte Rezidivrate für hämatologische Malignome

Rote-Hand-Brief für Azithromycin

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Berlin -

In einer klinischen Studie wurde eine erhöhte Rezidivrate für hämatologische Malignome und Mortalität bei Patienten nach hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSZT) unter Azithromycin festgestellt. Pfizer warnt darum in einem Rote-Hand-Brief.

Die Off-Label-Studie untersuchte die Langzeitbehandlung mit Azithromycin zur Prävention des Bronchiolitis-obliterans-Syndroms (BOS) bei Patienten nach allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSZT) zur Behandlung hämatologischer Malignome. Pfizer musste die Studie vorzeitig abbrechen, nachdem eine erhöhte Rezidivrate bei mit Azithromycin behandelten Patienten im Vergleich zu Placebo festgestellt worden war.

Es sei nicht klar, wie Azithromycin zu der erhöhten Rate für hämatologische Malignome beigetragen haben könnte. Man sei jedoch zu dem Schluss gekommen, dass eine Langzeitbehandlung mögliche Risiken bergen könne, die den erwartbaren Nutzen übersteigen. Es gebe keine Hinweise auf Risiken für andere Patientenpopulationen oder auf zugelassene Indikationen für die kurz- oder langfristige Anwendung. Angehörige der Gesundheitsberufe sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Betroffen sind folgende Arzneimittel:

  • Zithromax 250 mg Filmtabletten
  • Zithromax 500 mg Filmtabletten
  • Zithromax Trockensaft
  • Ultreon, Filmtabletten

In die randomisierte, placebo-kontrollierte Parallelgruppenstudie wurden Patienten ab 16 Jahren nach HSZT aufgrund von hämatologischen Malignomen aufgenommen. Insgesamt 480 Patienten wurden randomisiert: 243 Patienten erhielten zwei Jahre lang dreimal wöchentlich Azithromycin (250 mg), 237 Patienten erhielten zwei Jahre lang Placebo, ab dem Zeitpunkt des Konditionierungsregimes. Es wurde die immunmodulatorische Wirkung der Behandlung mit Azithromycin zur langfristigen Prävention von BOS bewertet. Primärer Endpunkt für die Wirksamkeit war das Überleben ohne Verschlechterung des Luftstroms zwei Jahre nach der Randomisierung.

Die Behandlungen wurden 13 Monate nach dem Abschluss der Patientenaufnahme abgebrochen. Nach Prüfung der verblindeten Daten stellte der unabhängige Datenüberwachungsausschuss ein nicht vorhergesehenes Ungleichgewicht in der Anzahl hämatologischer Rezidive über die verblindeten Behandlungsgruppen hinweg fest (77 gegenüber 48 Patienten; angepasste HR [95 %-KI] = 1,6 [1,12–2,4] für Azithromycin und Placebo).

Die Autoren zogen den Schluss, dass eine frühzeitige Behandlung mit Azithromycin als Prophylaxe bei Patienten nach allogener HSZT zur Behandlung hämatologischer Malignome zu einem schlechteren Überleben ohne Verschlechterung des Luftstroms führte als Placebo. Die Aussagekraft der Ergebnisse sei durch die frühzeitige Beendigung der Studie und andere Faktoren eingeschränkt. Eine potenzielle Gesundheitsschädigung durch Rezidive müsse weiter untersucht werden.

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