Studie mit offenen Fragen

mRNA-Impfstoffe: Einbau in Zelle doch möglich?

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Berlin -

Ein Grund, weshalb viele Bürger:innen sich nicht mit Comirnaty (Biontech) und Spikevax (Moderna) impfen lassen wollten, ist die Sorge, dass sich die injizierte mRNA in die menschliche DNA einbauen könnte. Dabei wird diese nur an den Ribosomen abgelesen – in den Zellkern kommen die Impfstoffe nicht. Eine neue Studie stellt diese bisherigen Annahmen nun in Frage, wird aber bereits massiv kritisiert.

Forscher:innen des Department of Clinical Sciences der Universität Lund in Schweden haben sich der Frage gewidmet, ob mRNA aus Corona-Impfstoffen möglicherweise in die menschliche DNA eingebaut werden könnte. Erschienen ist die Studie im Journal „Current Issues in Molecular Biology“. Die Forscher:innen stellten die These auf, dass die neuartigen Impfstoffe doch mehr Risiken bergen als gedacht. Dabei müssen die Ergebnisse richtig interpretiert werden: Denn wie so oft handelt es sich zunächst um Forschungsergebnisse aus dem Labor – keine der Untersuchungen wurde am Tier oder am Menschen vorgenommen.

Im Versuch wurden spezielle Zellen der Leberzelllinie Huh7 mit Comirnaty versetzt und inkubiert. Durchgeführt wurde dieser Schritt mit drei verschiedenen Dosen BNT162b2 – 0,15 µg, 0,3 µg und 0,6 µg. In einem ersten Schritt wollten die Forscher:innen untersuchen, ob die mRNA gut von den Zellen aufgenommen wurde. Durch eine PCR-Analyse bestätigte sich die Annahme. Im zweiten Versuchsteil sollte überprüft werden, ob die mRNA des Impfstoffes auch in die menschliche DNA überschrieben werden kann.

mRNA-Imfpstoffe: Eigentlich sollen mRNA-Impfstoffe nur dazu dienen, dass der Körper die benötigten Informationen erhält, um Spike-Protein von Sars-CoV-2 selbst zu produzieren. Dieser Prozess findet an den Ribosomen statt – also an einem Ort in der Zelle, aber außerhalb des Zellkerns. Die von Nanopartikeln umhüllte mRNA ist bereits wenige Tage nach der Injektion vollständig abgebaut.

Die Ergebnisse der schwedischen Forscher:innen zeigten: Die mRNA scheint nicht nur eine Produktion des Spike-Proteins auslösen zu können. Den Wissenschaftler:innen gelang der Nachweis von DNA-Fragmenten mit einer BNT162b2-Sequenz (Comirnaty). Dieses Ergebnis lässt also vermuten, dass eine Rückübersetzung der mRNA in DNA, entgegen dem üblichen Informationsfluss, möglich sei. Grund genug für Impfskeptiker anzunehmen, dass mRNA-Impfstoffe doch Teil der menschlichen DNA werden könnten. Doch diese Annahme sei zu einfach, korrigieren Expert:innen.

Deshalb führt die Studie zu Kontroversen

Die publizierte Studie landete schnell in Kreisen von Impfskeptikern. mRNA-Impfstoffe, die in die menschliche DNA eingebaut werden können – das ist eine Steilvorlage für all die Menschen, die bis heute von der neuen Technologie nicht überzeugt sind. Ein wirkliches Interesse an der Einordnung der Ergebnisse und das Bedürfnis danach zu verstehen, was das Team der Universität Lund gezeigt hat, existiert nicht. Die Studie dient den Impfskeptikern als Beweis, dass sie Recht hatten.

Was sagen die Wissenschaftler:innen selbst?

In der Zusammenfassung der Wissenschaftler:innen wird eindeutig hervorgehoben, dass es sich um Ergebnisse aus Zellversuchen handelt. Und dabei wurden noch besondere Zellen benutzt: Die genutzten menschlichen Hepatom-Zellen der Leberzelllinie Huh7 teilen sich ständig und unkontrolliert – es handelt sich um Zellen, die ursprünglich aus einem Tumor stammen.

Was sagen Expert:innen?

Die Hinweise, dass die mRNA aus Impfstoffen auch in die DNA der menschlichen Zelle übersetzt werden kann, sind sehr vage, mahnen Immunologen. Da die verwendeten Zellen von einer Tumorzelle abstammen, kann der Stoffwechsel nicht mit dem einer normalen Zelle gleichgesetzt werden. Das, was untersucht wurde, könne nicht als Beweis dafür gelten, dass der Einbau in die DNA erfolgen kann. Innerhalb der Studie wurden nur DNA-Teile in der Zelle nachgewiesen, keine bereits in das menschliche Erbgut integrierte Information.

Dennoch sehen die Wissenschaftler:innen Anlass für anschließende Studien: Denn wenn wirklich DNA mit Erbinformationen der Impfstoffe gefunden wurde, so stellt sich die Frage, wie es dazu kommen konnte. Eine Erklärung wäre auch, dass die Menge an Impfstoff, mit der die Zellen inkubiert wurden, enorm hoch gewesen ist.

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