Legalisierung planen

Lungenärzte: Cannabis ist und bleibt gesundheitsschädlich

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Berlin -

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) äußert sich zur geplanten Legalisierung von Cannabis kritisch. Im Rahmen des DGP-Kongresses verweisen die Lungenärzt:innen vor allem darauf, dass es im Vorfeld zur Legalisierung Studien geben sollte. Und: Cannabis sei immer noch eine Einstiegsdroge.

Patient:innen, die Cannabis aufgrund einer medizinischen Indikation verschrieben bekommen, nehmen entweder Vollextrakte als orale Gabe ein oder verdampfen die Blüten mittels Vaporizer. Der Begleitkonsum von Tabak spielt, anders als beim Genusskonsum, keine Rolle. Die geplante Legalisierung fordert eine Einordnung der möglicherweise bestehenden Gesundheitsrisiken seitens der Fachgesellschaften. Aufgrund der Art des Konsums sind es vor allem die Lungenärzte, die ein Risiko im freien Zugang zu Cannabis sehen. Cannabis und Tabak verursachen nachgewiesenermaßen Lungenschäden beim Inhalieren. Darauf macht die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) aufmerksam. „Insbesondere beim Inhalieren von Tabak- und Cannabisrauch sind Beeinträchtigungen der Lungengesundheit und eine Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems zu erwarten“, erläutert Professor Wolfram Windisch, Chefarzt der Lungenklinik Köln-Merheim.

Forschung! Jetzt!

„Die politisch motivierte Cannabis-Abgabe hat zwangsläufig medizinische Folgen, die im Koalitionsvertrag allerdings keine ausgeprägte Rolle spielen. Deswegen brauchen wir dringend die unabhängig finanzierte Forschung, um die politischen Entscheidungen zur Drogenpolitik abhängig von neuesten Studienergebnissen gegebenenfalls auch anzupassen“, erklärt Windisch. Der größte Fehler sei es erst zu legalisieren und dann zu schauen, welche gesundheitlichen Folgen auf die Bürger:innen zukommen. Laborstudien, klinische Studien – die DGP fordert eine umfassende Sicht auf gesundheitliche und auch soziale Folgen des regelmäßigen Cannabis-Konsums. „Die Politik hat im Koalitionsvertrag verankert, ihre Drogenpolitik an neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen messen zu lassen“, betont Windisch, „Nun muss sie dies auch initiieren und finanzieren. Wir sind bereit für die Forschungsarbeit.“

Gesundheitsschäden benennen

Cannabis schädigt bei regelmäßigem Konsum die Lunge und kann zur Lungenüberblähung führen. Dieses Krankheitsbild, bei Chronifizierung auch als Lungenemphysem bekannt, zieht durch Fortschreiten der Erkrankung eine irreversible Zerstörung der Alveolen mit sich. Betroffene können nicht mehr so viel Luft ausatmen, wie sie eingeatmet haben. Es verbleibt eine Restmenge Luft in der Lunge. Bei ausgeprägtem Emphysem kommt es zu Dyspnoe, Husten und gegebenenfalls zur Zyanose.

Die Lungenärzt:innen bemängeln überdies, dass die starken gesundheitlichen Schäden des Tabakkonsums in Vergessenheit geraten könnten. Tabak schädigt zahlreiche Organe, unabhängig davon, ob er sich in einer Zigarette oder einem Joint befindet. Gezielte Aufklärungskampagnen sollten laut der DGP ins Leben gerufen werden, sodass sowohl die Tabakprävention als auch die Tabakentwöhnung nicht untergraben werden.

Zwar sei der Gebrauch als Genussmittel von der therapeutischen Cannabis-Anwendung abzugrenzen, doch auch hier sei mehr und differenzierte wissenschaftliche Evidenz wünschenswert. Möglich sei die Anwendung vor allem im palliativmedizinischen Umfeld zur Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen. „Hier muss im Einzelfall über den Einsatz von Cannabis-Präparaten entschieden werden, wenn andere Therapien keine ausreichende Wirkung haben“, so Windisch.

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