Erprobung in den USA

Corona-Impfstoff: AstraZeneca nimmt klinische Studie wieder auf

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Berlin -

Nach einer fast siebenwöchigen Unterbrechung setzt der Pharmakonzern AstraZeneca seine klinischen Studien für einen mit der Universität Oxford entwickelten Corona-Impfstoff auch in den USA wieder fort. Die zuständige US-Behörde, die Arzneimittelbehörde FDA, hätte der Wiederaufnahme der Studie zugestimmt, teilte das britisch-schwedische Unternehmen am Freitag mit.

In den vergangenen Wochen war die klinische Prüfung auch in anderen Ländern, darunter Japan und Großbritannien, wieder aufgenommen worden. Die sei eine „tolle Nachricht“, damit die Arbeit an dem Impfstoff weitergehen könne, „um uns zu helfen, diese schreckliche Pandemie zu besiegen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Pascal Soriot.

AstraZeneca hatte die klinische Studie für seinen Corona-Impfstoff am 6. September vorübergehend gestoppt, nachdem bei einem Teilnehmer aus Großbritannien gesundheitliche Probleme aufgetreten waren. Eine solche Unterbrechung ist bei klinischen Studien nicht ungewöhnlich, um genügend Zeit zu erlauben, um zu klären, ob der Impfstoff für die gesundheitlichen Probleme verantwortlich war. In Studien mit Zehntausenden Teilnehmern können Erkrankungen auch zufällig auftreten, unabhängig von der Impfung. Das Vakzin AZD1222 zählte zuletzt zu den aussichtsreichen Kandidaten unter den potenziellen Corona-Impfstoffen.

Am Donnerstag war gemeldet worden, dass wiederum in Brasilien ein Teilnehmer der Impfstoffstudie verstorben ist. Dem Fernsehsender „CNN Brasil“ zufolge handelt es sich bei dem Toten um einen 28 Jahre alten Mann aus Rio de Janeiro, der wegen Komplikationen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sei. Die brasilianische Zeitung „O Globo“ berichtete dagegen unter Berufung auf Quellen, die aus rechtlichen Gründen nicht genannt werden wollten, dass der betreffende Freiwillige nicht den Impfstoff, sondern ein Placebo bekommen habe. Offiziell äußerten sich zu dieser Frage zunächst weder das Labor noch die Testzentren oder die Überwachungsbehörde für Gesundheit (Anvisa). Unhabhängige Experten bestätigten jedoch, dass sie keine Sicherheitsprobleme feststellen konnten, die Testreihe könne daher fortgesetzt werden.

Die Unterbrechung ab September war nicht das erste Mal, dass die Studie vorläufig gestoppt wurde. Die Universität Oxford, die den Impfstoff entwickelt hat, bestätigte, dass die Impfstudie auch in Südafrika unterbrochen wurde. Sollte sich ein Zusammenhang mit dem Impfstoff herausstellen, wäre dies ein schwerer Schlag für das Projekt, zitiert das britische Fachmagazin „Nature News“ die Impfstoff-Expertin Marie-Paule Kieny vom französischen Gesundheitsinstitut Inserm. Sollte es keinen Zusammenhang geben, werde die Unterbrechung binnen Wochen aufgehoben, sagte Kieny.

Ein solcher vorläufiger Studienstopp sei „nicht ungewöhnlich“, hatte der US-Immunologe Anthony Fauci, der auch als Berater der US-Regierung tätig ist, im September erklärt. „Das ist eines dieser Sicherheitsventile, die man bei klinischen Studien wie dieser hat.“

Das Vakzin AZD1222 zählte bisher zu den aussichtsreichen Kandidaten unter den potenziellen Corona-Impfstoffen. Viele Länder – auch Deutschland – verfolgen die Strategie, mit möglichst vielen Pharmafirmen Vorverträge abzuschließen, um bei einem erfolgreichen Impfstoff rasch Zugriff zu haben. Auch die EU-Kommission hat schon mit sechs Herstellern Gespräche geführt. Mit dem Biontech-Konkurrenten AstraZeneca gibt es bereits einen Vertrag über die Lieferung von bis zu 400 Millionen Impfstoff-Dosen.

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