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Zweitstimme zur Erstfassung

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Berlin -

Die Ergebnisse von Stiftung Apothekentest müssen erst noch aufgearbeitet werden, daher gab es in dieser kurzen Woche keine neuen Apothekentests. Wegen der Champions League-Übertragung des ZDF ist sogar „Frontal21“ ausgefallen. Weil am Dienstag statt der Apotheker die Kicker vom FC Bayern verhauen wurden, war mehr Zeit fürs Leitbild: Die Erstfassung steht und wird jetzt zur Zweitfassung. Alliance hat einen neuen Chef in Frankfurt und die Großhändler folgen weiter ihrem eigenen Leitbild – ein Rück- und Ausblick.

Wer ein „mangelhaft“ auf dem Zeugnis hat, will wenigstens wissen, warum. Die Versandapotheke Zur Rose hat zu ihrer Bewertung durch Stiftung Warentest noch Gesprächsbedarf. Doch auch die Musterschüler fragen bislang vergeblich nach ihren detaillierten Ergebnissen. Wer soll sich so verbessern? Für Intransparenz gibt es eigentlich keinen Grund.

Etwas zu transparent waren den Verantwortlichen bei der Sanacorp offenbar die Geschäftszahlen. Künftig will der Großhändler nicht mehr vierteljährlichen reporten, sondern nur noch zur Hauptversammlung.

Konkurrent Alliance Healthcare hat seit dieser Woche mit Frieder Bangerter einen neuen Vorstandsvorsitzenden – und einen erfahrenen Großhandelsmann dazu. Dass der ehemalige Gehe-Geschäftsführer eher den Ruf als zurückhaltender Herr der Zahlen denn als Selbstdarsteller hat, dürfte der Stellenbeschreibung entsprochen haben.

Unterdessen haben schon zwei andere große Großhändler die Vorlage von Alliance aufgenommen: Nach der etwas unkoordinierten Ankündigung einer Konditionenkürzung haben erst Phoenix und dann Gehe nachgezogen. Dass beide ihre Einnahmen zum selben Zeitpunkt, auf dieselbe Weise und mit derselben Begründung verbessern möchten, ist nur mit dem Zufall zu erklären. Wirklich.

Apropos Bundeskartellamt: Die Wettbewerbshüter haben der Firma Wala in den Gesprächen über einen neuen Depotvertrag ins Gewissen geredet. Der Boykott wurde daraufhin aufgehoben. Jetzt dürfen auch Apotheker, die nicht nach der Kosmetikpfeife aus Bad Boll tanzen, wieder Einzelware bestellen. Wenn sie denn noch wollen.

Noch nicht geklärt ist, ob die AOK Hessen Apotheken retaxieren darf, nur weil sie Patienten versorgen. Weil sich die Kasse im Zyto-Streit offenbar selbst nicht mehr so sicher ist, gibt es zumindest vorerst keine neuen Horror-Retaxen. Bleibt für die Apotheken zu hoffen, dass es sich bei dem derzeitigen Taktieren um den Versuch eines gesichtswahrenden Rückzugs der AOK handelt. Bis die Sache geklärt ist, wird so mancher hessischer Apotheker noch schlecht schlafen.

Schwer zu erklären wäre es Außenstehenden, warum der Streit um eine Klärungs- oder Clearingstelle vor Gericht geklärt werden muss. In Westfalen-Lippe ist das Schauspiel vermutlich vor allem mit den Gemütern der handelnden Personen zu erklären. Denn der Apothekerverband AVWL und das Rechenzentrum ARZ Haan zanken sich ja derzeit sowieso ganz gerne. Den betroffenen Apothekern ist das vielfach unangenehm, lästig im Alltag ist das Tauziehen um die Hilfsmittelhilfe sowieso.

Am Brückentag Freitag war es dann so weit: Die Erstfassung des Leitbilds ist gestrickt. Wer seine Login-Daten für die Onlineplattform nicht verlegt hat, konnte am Wochenende schon wieder mitdiskutieren. Erlaubt ist aber nur ein 600-Zeichen-Kommentar pro Absatz. Denn die ABDA hat sich bei George Bernard Shaw Rat geholt. Der irische Schriftsteller soll gesagt haben: „Hätte man bei der Erschaffung der Welt eine Kommission eingesetzt, dann wäre sie heute noch nicht fertig.“

Je nach Gefühlslage zum Leitbild kann sich jeder Apotheker übrigens aus dem reichen Aphorismenschatz Shaws bedienen: „Kritiker sind blutrünstige Leute, die es nicht bis zum Henker geschafft haben.“ oder „Schweigen ist der vollkommenste Ausdruck der Verachtung.“

Und außerhalb der Apothekenwelt? Da haben die CDU-Rebellen – wenn es so etwas gibt – von der Gruppe „cdu2017“ wieder ein bisschen Kanzlerin Angela Merkel geärgert. Die Abgeordneten um Jens Spahn und Philipp Mißfelder wollen eine Agenda 2020. Letzterer hat auch mit „Mr. Agenda 2010“, Altkanzler Gerhard Schröder, dessen 70. Geburtstag nachgefeiert. Die Teilnahme an dem Abendessen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ist nicht überall in der Unionsfraktion gut angekommen. Er sei aber als Privatmann in St. Petersburg gewesen, rechtfertigte sich Mißfelder später.

Für Nebentätigkeiten hatte auch Dr. Rolf Koschorrek schon zu Abgeordnetenzeiten einen ganz guten Riecher. Da ist es nur konsequent, dass er jetzt in Berlin für die HNO-Ärzte in Berlin die Lobbyarbeit übernehmen soll.

In der Pharmabranche geht der Konzentrationsprozess munter weiter. Der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer will noch weltgrößer werden und AstraZeneca schlucken. Aber die Briten sind zu stolz auf ihre Pipeline – oder wollen den Preis nach oben treiben. Wir werden es sehen.

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