Apotheker über Nachwuchskampagne

„Werde zum pharmazeutischen Wutbürger“

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Berlin -

Der fiktionale Dokumentarfilm „Die Apotheke“ soll in zehn Folgen den Apothekenalltag parodieren und gleichzeitig beim Nachwuchs das Interesse für den Beruf wecken. Das kommt nicht überall gut an: „Meiner Meinung nach schlägt das neue Format dem Fass den Boden aus. Ich werde zum pharmazeutischen Wutbürger, wenn das mit der Abda so weitergeht“, so Ulrich Geltinger, Inhaber der St. Johannes-Apotheke in Neumarkt-Sankt Veit.

Mit maximalem Unverständnis fragt der Inhaber: „Ist diese Werbeaktion wirklich Ihr Ernst?“ Per Mail wendete er sich direkt an die Abda. „In einer Zeit, in welcher viele Apotheken um ihr Überleben kämpfen, treten Sie die Würde unseres Berufsstandes mit Füßen“, so Geltinger. „Unseren Beruf mit Begriffen aus der Drogenszene in Verbindung zu bringen, selbst wenn es nur Überschriften sind, ist mehr als geschmacklos“, so der Apotheker. Was in besonders ärgert: „Noch dazu werden hierfür Gelder eingesetzt, welche von denen erbracht werden, die durch ihre völlig verünglückte Werbeaktion verunglimpft werden.“

Um das Interesse der jungen, pharmazeutisch interessierten Zielgruppe zu wecken, bedürfe es anderer Ansätze: „Um Nachwuchs zu generieren, ist das wirksamste Mittel eine angemessene Entlohnung“, so Geltinger. „Hierfür Sorge zu tragen, ist Pflicht der Abda. Und nicht Geld mit der Heugabel aus dem Fenster zu werfen für eine Aktion, die uns alle in unserem Ansehen beschädigt.“

Diese Filmreihe hätten Menschen erfunden, die keine Ahnung vom Berufsalltag haben: „Ich habe quer durch meine Kollegschaft gefragt, es finden alle schrecklich und überhaupt nicht angemessen“, so Geltinger.

Um den Nachwuchs in die Apotheken zu bringen, müsse man „Verträge abschließen, die für die Inhaber:innen nicht von Nachteil sind“, so der Apotheker. „Wenn junge Pharmazeuten sehen, welchen Bürokratie-Rucksack sie aufgesetzt bekommen, haben sie doch gar keine Lust mehr, sich hinter den HV-Tisch zu stellen“, appelliert Geltinger. Anhand der vielen Schließungen sehe man deutlich: „Den Apotheken geht es schlecht, da hilft auch kein alberner Werbefilm.“

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