Tumorerkrankungen

Krebspatienten leben immer länger

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Wiesbaden -

Jeder Vierte in Deutschland stirbt an Krebs, doch die Patienten überleben immer länger. Das durchschnittliche Sterbealter bei Krebserkranken steigt seit Jahren an, wie das Statistische Bundesamt berichtete: „Im Jahr 2013 erreichte es mit 73,4 Jahren den bisher höchsten gemessenen Wert.“ Die Zahl der Krebstoten, die über 85 Jahre alt waren, lag bei 17 Prozent – vor etwa 30 Jahren waren es erst 8 Prozent gewesen. Das durchschnittliche Todesalter der Menschen in Deutschland lag 2013 bei 78 Jahren. An diesem Mittwoch ist Weltkrebstag.

Sorgen macht Medizinern vor allem der Lungenkrebs. Er hat bei Frauen in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Die Wiesbadener Statistiker verzeichnen für die vergangenen 30 Jahre ein Plus von 180 Prozent: 1983 starben daran 5491 Frauen, 2013 waren es 15.370. Bei Männern hingegen geht sowohl die Rate der Neuerkrankungen als auch der Todesfälle durch Lungenkrebs stark zurück, wie Professor Dr. Nikolaus Becker vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg berichtete.

„Ursache ist der unterschiedliche Umgang mit dem Rauchen“, sagte der Autor des Deutschen Krebsatlas'. Die Männer profitierten heute davon, dass die Zahl der Raucher seit Jahren sinkt. Frauen hingegen bekämen jetzt die Quittung dafür, dass sie beim Rauchen den Männern gleichziehen wollten.

Die höchste Zuwachsrate bei Männern gab es in den vergangenen 30 Jahren bei Leber- und Gallenkrebs: Die Anzahl stieg um 152 Prozent von 1981 auf 5000 Sterbefälle. Hier spielt eine Rolle, dass Männer mehr Alkohol trinken.

Zurückgegangen ist bei beiden Geschlechtern der Magenkrebs. „Grund ist die bessere Ernährung und mehr Hygiene“, sagte Becker. „Krebs ist nicht immer eine Wohlstandskrankheit.“ Generell gilt: „Die Menschen leben immer länger mit ihrem Krebs“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Krebsgesellschaft, Dr. Johannes Bruns.

Hauptgrund seien bessere Behandlungsmöglichkeiten mit verschiedenen Modulen wie Operation, Bestrahlung und Medikamenten. Bei Darmkrebs etwa habe sich die Überlebenszeit in den vergangenen gut zehn Jahren mehr als verdoppelt. „Manchmal lebt der Tumor länger als der Patient.“ Bei Prostatakrebs zum Beispiel sterben viele nicht an ihrem Krebsleiden, sondern vorher an einer anderen Krankheit.

Mit 223.842 Sterbefällen im Jahr 2013 bleibt Krebs nach Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Die häufigste Krebsart mit Todesfolge waren bei Männern bösartige Neubildungen der Verdauungsorgane (38.987 Tote, durchschnittliches Sterbealter 72,5 Jahre). Danach folgten Lungen- und Bronchialkrebs (30.962 Sterbefälle, durchschnittliches Sterbealter 70,9 Jahre).

Auch bei Frauen dominierten Tumore in den Verdauungsorganen – noch vor Brustkrebs. Darmkrebs und verwandte Krankheiten töteten 31.012 Frauen. Sie waren im Durchschnitt 76,8 Jahre alt – mehr als vier Jahre älter als Männer mit der gleichen Krankheit. An zweiter Stelle liegt Brustkrebs (17.853 Sterbefälle, durchschnittliches Sterbealter 72,6 Jahre).

Die Daten basieren allein auf den Totenscheinen. Für die Deutsche Krebsgesellschaft enthält die Statistik „eine große Unschärfe“. Die Totenscheine würden oft von Not- oder Bereitschaftsärzten ausgefüllt, die den Patienten nicht kennen und daher nur die unmittelbare Todesursache wie Herz-/Kreislaufversagen und nicht die Vorerkrankung Krebs eintragen. „Aber die Tendenz stimmt“, sagte Bruns.

Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum warnt davor, die Daten falsch zu interpretieren. „Die Frage ist doch: Wie hoch ist das Risiko, dass ich erkranke und dass ich daran sterbe?“, sagte Becker. Absolute Fallzahlen könnten diese Frage nicht beantworten.

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