Das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu. Seit 2024 gibt es 309 Apotheken weniger in Deutschland (Stand 9/25). Mit 16.732 Apotheken ist somit die niedrigste Apothekenzahl seit 1977 erreicht. Im vergangenen Jahr berichteten Inhaberinnen und Inhaber über die unterschiedlichen Gründe für ihre Schließungen. Ein Überblick.
Als Markus Oelze sich vor vier Jahren selbstständig machte, stand eine der beiden übernommenen Apotheken bereits auf der Kippe. „Es war immer knapp“, sagte der Inhaber der Apotheke „Zu den drei Rosen“ in Mecklenburg-Vorpommern.
Mit den jüngsten Kostensteigerungen und der Möglichkeit, aus Verträgen aussteigen zu können, zog er jetzt die Reißleine. „Es kam viel zusammen und es gab ein ‚Window of Opportunities‘.“ In Anbetracht der Tatsache, dass es ein dünnbesiedeltes Gebiet mit einer sinkenden Einwohnerzahl sei, entschied er sich für eine Schließung im März
Auch Beate Frimmel schloss ihre Salzach-Apotheke im oberbayerischen Laufen Ende Juni, „aus den üblichen Gründen.“ Den Weiterbetrieb schätzte die Inhaberin als zu risikoreich ein. Auch sie wollte sich nicht mehr an Verträge mit langen Laufzeiten und hohen Beiträgen etwa für die Software binden. Gleichzeitig habe die Arbeit in der Vor-Ort-Apotheke an Reiz verloren, sagte sie.
Die Apotheke übernahm sie 2013 von ihrer Mutter, die anfangs noch mit angepackt habe. Doch zuletzt veränderte sich aus Sicht von Frimmel die Arbeit und auch der Ertrag war nicht mehr zufriedenstellend: „Ein Grund ist die Lage im Berchtesgadener Land in österreichischer Randlage. Da ist der Einzugsbereich für GKV-Rezepte sehr begrenzt.“
Im vergangenen Jahr hat Apothekerin Christine Skaric vier Angestellte verloren. Als Konsequenz muss sie ihre Apotheke im bayerischen Allershausen schließen. Mit dem verbliebenen Personal sei die Arbeit nicht zu stemmen, sagt die Inhaberin der Amper-Apotheke.
In ihrem Jubiläumsjahr schließt Apothekerin Katharina Worbs ihre Lausche-Apotheke in Großschönau. Der Inhaberin von zwei Apotheken im sächsischen Landkreis Görlitz bleibt keine andere Wahl, wie sie sagt. „Wir arbeiten seit zwei Jahren unterbesetzt.“ Jetzt sei das Maß voll. „Ich mache ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen zu, weil ich kein Personal habe.“ Die Inhaberin fühlt sich zum Handeln gezwungen. „Ich kann das mir und meinem Personal nicht mehr antun.“
Ein Ärztehaus in Lingen steht vor dem Aus. Zum Jahresende müssen Praxen und Betriebe die Räume des Gebäudes geräumt haben, die zu Büros umfunktioniert werden sollen. Betroffen sind eine Hausarztpraxis und die Apotheke Haselünner Straße von Thomas Ising. „Ohne Arzt habe ich mit meinem Betrieb hier keine Chance mehr. Ich werde schließen“, erklärte der Inhaber.
Mitte März schloss mit der Amalien-Apotheke im Kiez von Berlin-Weißensee eine echte Traditionsapotheke. 111 Jahre gab es den Betrieb, der zuletzt von Sigrun Gräbel geleitet wurde: „Es ist die prekäre finanzielle Lage, die uns zur Schließung zwingt“, beklagt sie. Nicht einmal geschenkt wollte jemand ihren Betrieb haben. „Seit Jahren hofften wir auf positive Zeichen aus der Politik, so dass auch kleine Kiezapotheken überleben können.“
Ende September schloss Inhaber Florian Max vorzeitig seine Würmtal-Apotheke in Planegg. „Aus 24 Notdiensten im Jahr wurden für mich plötzlich mehr als 40, die ich größtenteils selbst übernehme“, erklärte er. Die Miete hatte sich verdoppelt, die Anzahl der Notdienste war für den Familienvater nicht mehr zu stemmen:
Die Schließung war eigentlich erst Ende des Jahres geplant. Übrig bleibt somit von ehemals vier Apotheke in der Umgebung nur noch eine. Die gehört ihm ebenfalls und soll Anfang des Jahres von Engel-Apotheke in Würmtal-Apotheke umbenannt werden.
Zu viele Auflagen verhinderten die Übernahme der traditionsreichen Kreuz-Apotheke in Warendorf. „Für Nachfolger lohnt sich der Betrieb nicht. Zudem müssten etliche Auflagen erfüllt und Umbauten realisiert werden“, sagt Inhaberin Sabine Vettin. „Das ist für jeden Nachfolger maximal unattraktiv. Die Apotheke ist nicht behindertengerecht, das Notdienstzimmer müsste umgestaltet werden und wir haben auch keine automatische Tür“, erklärt sie.
Dem pflichtet auch Apotheker Wolfgang Lukas zu, der für seine Dehn‘schen Apotheke im hessischen Feldatal aktuell noch eine Nachfolge sucht. „Niemand möchte heutzutage mehr 40 Stunden pro Woche arbeiten. Die jungen Menschen halten das für unzumutbar.“ Maximal ein Jahr will er die Suche noch betreiben, denn eigentlich hätte er schon längst in Rente gehen können.
Zum 31. August musste auch die Kloster-Apotheke im brandenburgischen Amtsgebiet Neuzelle schließen. Inhaberin Dr. Annerose Zerbe-Kunst habe seit zehn Jahren nach einer Apothekerin oder einem Apotheker Ausschau gehalten: „Auch das Amt hatte versucht, mit einem öffentlichen Aufruf und lokalen Initiativen noch eine Lösung zu finden“, erklärt die Inhaberin. „Leider ohne Erfolg.“