Gen-Analyse

Ötzi litt an Zivilisationskrankheiten

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Forscher haben erstmals das gesamte Erbgut der Eiszeit-Mumie Ötzi gelesen und zum Teil auch entschlüsselt. Die Analyse ergab Überraschendes: Ötzi litt an Krankheiten, die auch heute noch hochaktuell sind. Das Forscherteam stellte unter anderem eine Laktose-Intoleranz und eine koronare Herzkrankheit fest. Bislang gingen Experten davon aus, dass es sich hierbei um moderne Zivilisationskrankheiten handelt.

Der Blick in die genetische „Krankenakte“ offenbarte den Forschern auch die Ursache für eine bereits bekannte Arterienverkalkung, unter der Ötzi gelitten hatte, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“. Diese Krankheit wird heute vor allem auf fetthaltiges Essen, Rauchen und Bewegungsmangel zurückgeführt – Auslöser, die bei dem Mann aus der Jungsteinzeit ausgeschlossen werden können.

Stattdessen seien bei Ötzi genetische Ursachen für die Erkrankung gefunden worden. Herz-Kreislauferkrankungen seien keineswegs moderne Zivilisationskrankheiten, betonte der Bozener Forscher Dr. Albert Zink. Außerdem litt der Gletscher-Mann an einer Milchzucker-Unverträglichkeit. „Auf dem Weg zur Sesshaftwerdung mit Ackerbau und Viehzucht wird es für ihn schon schwierig gewesen sein, dass er keine Milch vertragen konnte“, sagte Professor Dr. Carsten Pusch, der die genetischen Untersuchungen an der Universität Tübingen geleitet hat.

„Aber welche Konsequenzen das für seine Lebensführung hatte, müssen wir dahingestellt lassen.“ Generelle Rückschlüsse auf die genetischen Ursprünge von Krankheiten ließen sich laut Pusch durch die Untersuchung der Ötzi-DNA noch nicht ziehen. Dafür reiche es nicht, nur einen einzigen 5300 Jahre alten Menschen zu untersuchen.

Immerhin konnte das 40-köpfige Forscherteam Ötzis genetische Verwandte identifizieren: Die lebten auf Sardinien und Korsika, obwohl Ötzi die Alpenregion früheren Untersuchungen zufolge nie verlassen hat. „Vermutlich haben diese Inselbewohner und Ötzi die gleichen Vorfahren“, sagte Pusch. Doch welche Wanderungsbewegungen hinter diesem Verwandtschaftsverhältnis stehen, sei noch unklar. „Man hat ein paar Fragen beantwortet – und schon hat man 100 neue aufgeworfen.“

 

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