Erbgut

Eine Million Ötzi-Verwandte in Europa

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Berlin -

Mehr als 200 Generationen nach Ötzi sollen in Europa geschätzt etwa eine Million Menschen aus dessen väterlicher Erbgutlinie leben, also weitläufige Verwandte sein. Einer von ihnen ist Simon Gerber. Der Schweizer wollte vor einigen Jahren Ahnenforschung betreiben und ließ dafür sein Erbgut analysieren. Ein Ergebnis: Es gibt viele Übereinstimmungen mit der DNA von Ötzi. Eine Gemeinsamkeit: Gerber ist – wie Ötzi es war – laktoseintolerant. 

Vor fünf Jahren sei es gelungen, das Genom der Gletschermumie zu entschlüsseln, berichtete der Anthropologe Albert Zink bei einem Experten-Treffen im Ötztal. Daraus habe man sehr viel über Ötzi ableiten können, unter anderem auch über die Bevölkerungsentwicklung. Ötzis mütterliche Linie finde sich in Europa heute nicht mehr, die väterliche dagegen schon – mit einer relativ geringen Häufigkeit von 0,1 bis 0,001 Prozent allerdings.

„Wir konnten auch zeigen, dass in abgelegenen Gegenden in Europa, in Sardinien und Korsika, mit einer sehr viel höheren Wahrscheinlichkeit genau diese männliche Linie vorhanden ist“, sagte Zink. Mit dem Begriff „Verwandtschaft“ müsse man aus wissenschaftlicher Sicht aufpassen.

„Wenn wir von Verwandtschaft sprechen, dann gehen wir davon aus, das ist ein Ururahn, das ist ein Großvater, ein Urenkel, also einer, der direkt verwandt ist mit einer bestimmten Person. Das können wir nach über 200 Generationen nicht mehr rekonstruieren.“ Es sei heute eine sehr weit gefasste Verwandtschaft zu Ötzi. „Im Grunde sind wir alle mit dem Ötzi mehr oder weniger verwandt. Weil er ein früher Europäer war.“

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