Allergiemittel

J&J: Öko-Test ist egal

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Berlin -

Das Verbrauchermagazin „Öko-Test“ hat in seiner aktuellen Ausgabe 68 Allergiemittel untersucht – zehn Produkte fielen dabei durch. Bei Nasensprays und Augentropfen kritisierten die Tester bei jedem zweiten Präparat problematische Konservierungsmittel. Der Hersteller Johnson & Johnson (J&J) sieht die Bewertung für seine Produkte gelassen.

Die Mittel zum Einnehmen schnitten insgesamt gut ab – von 36 getesteten Präparaten erhielten 31 die Note „sehr gut“ oder „gut“. Reactine duo (Cetirizin, Pseudoephedrin) lag abgeschlagen auf dem letzten Platz: Die Tester kritisierten den enthaltenen Wirkstoff Pseudoephedrin. Während die lokale Anwendung in Nasensprays „akzeptabel“ sei, könne die Einnahme per Tablette die Herzfrequenz steigern und Angst, Unruhe sowie Schlafstörungen erzeugen. Der Einsatz in Allergietabletten ist aus Sicht der Autoren „zu viel des Guten“. Dafür wurde das Präparat vier Noten abgewertet und erhielt nur ein „mangelhaft“.

Beim Hersteller Johnson & Johnson kann man die Bewertung nicht nachvollziehen: Die Inhaltsstoffe würden durchweg kontrolliert und die Kombination sei zugelassen, betont ein Sprecher. Das Testergebnis verstehe man „wie oft“ nicht.

Häufig würden Top-Produkte abgewertet: So habe das Monopräparat Reactine (Cetirizin) die Note „sehr gut“ erhalten – der Umsatz von Reactine Duo sei aber fast zehnmal höher. Für jedes Medikament gebe es eine Risiko-Nutzen-Abschätzung durch die Zulassungsbehörden und den einzelnen Verbraucher, der sich für das Arzneimittel entscheide.

Nasensprays und Augentropfen bewerteten die Öko-Test-Autoren besonders kritisch: Punktabzüge gab es etwa, wenn das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid enthalten war. Dieses reize die Schleimhäute und wirke selbst allergisierend. Außerdem könne es weiche Kontaktlinsen verfärben, monieren die Tester.

Benzalkoniumchlorid ist in fünf der elf getesteten Nasensprays und zwölf der 21 untersuchten Augentropfen enthalten. Die betroffenen Nasensprays, bei denen um jeweils vier Noten abgewertet wurde, fielen allesamt mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ durch den Test. Da bei Augentropfen nur zwei Noten abgezogen wurden, erhielt das beste Produkt mit Benzalkoniumchlorid immerhin ein „ausreichend“, vier Präparate erreichten aber nur ein „ungenügend“.

Weitere Punktabzüge gab es, wenn die Präparate Natriumdetat (Ethylendiamintetraessigsäure, EDTA) oder PEG beziehungsweise PEG-Derivate enthielten. Dies trifft auf alle Nasensprays zu – keines erhielt eine bessere Note als „gut“.

Von diesen Abwertungen waren neben anderen das Nasenspray und die Augentropfen Livocab (Levocabastin) von Johnson & Johnson betroffen. Der Konzernsprecher kritisiert die Abzüge: „Die Abwertungen verschiedener Inhaltsstoffe wie Benzalkoniumchlorid, PEG und EDTA durch Öko-Test sind wissenschaftlich nicht nachvollziehbar und der Grad der Abwertungen ist willkürlich festgelegt.“

Den Test sieht der Sprecher aber gelassen: Anders als bei Lebensmitteln oder aufgedeckten Skandalen führe bei OTC-Präparaten ein negatives Testergebnis nicht zwingend zu einer anderen Kaufentscheidung: „Der Verbraucher nimmt das nicht zum Anlass, sofort das Präparat zu wechseln“, ist der Sprecher überzeugt.

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