Heute feiert Deutschland die Wiedervereinigung. 35 Jahre später zeigt sich: Vieles hat sich angeglichen, doch Unterschiede gibt es nach wie vor – auch in der Gesundheitsversorgung.
Die Abda hat zum Jahrestag Zahlen von 1990 und 2024 vorgelegt. „Nach dreieinhalb Jahrzehnten deutscher Einheit ist die Arzneimittelversorgung durch Apotheken in Ost- (inklusive Berlin) und Westdeutschland gleichermaßen gut“, erklärt die Abda. Trotzdem unterscheiden sich die alten und neuen Bundesländer bei der Anwendung von Medikamenten und im Gesundheitsverhalten noch heute.
So werden laut der Abda im Osten deutlich mehr Impfungen vorgenommen: 2024 kamen dort 636 abgegebene Impfdosen pro 1000 Versicherte in Apotheken zusammen, im Westen waren es 519. Auch Diabetes-Medikamente spielen im Osten eine größere Rolle – 549 Packungen pro 1000 Versicherte wurden abgegeben, im Westen waren es dagegen 468. Bei Antibiotika ist es dagegen genau umgekehrt: Hier wurden mit 445 Packungen pro 1000 Versicherte im Westen mehr abgegeben. Im Osten waren es nur 338 Packungen. Auch bei Verhütungsmitteln zeigen sich Unterschiede: Unter 25-Jährige greifen im Osten häufiger zur Antibabypille als im Westen – mit 371 Packungen pro 1000 Versicherte im vergangenen Jahr gegenüber 308 im Westen.
Die Apothekenlandschaft hat sich seit der Einheit stark verändert: 1990 gab es im Osten laut Abda knapp 2470 öffentliche Apotheken, 2024 waren es 3500 – ein Zuwachs von 42 Prozent. Im Westen ist die Zahl dagegen von rund 17.430 auf 13.540 zurückgegangen. Die Anzahl der Apotheken pro 100.000 Einwohner ist im Osten demnach von 13 Betrieben im Jahr 1990 bis 2024 auf 23 angewachsen – und lag im vergangenem Jahr damit höher als im Westen. Im Westen ist die Anzahl der Betriebe pro 100.000 Einwohner im gleichen Zeitraum von 29 auf 20 gesunken.
Gleichzeitig hat sich das Personal in Ostdeutschland deutlich verstärkt: Die Zahl der Apotheker:innen ist in Ostdeutschland seit den frühen 1990er-Jahren um mehr als 80 Prozent, von rund 5340 auf 9800, gestiegen, im Westen immerhin um 26 Prozent, von rund 34.420 auf 43.440. Zuwachs gab es auch beim Fachpersonal: Im Osten ist die Zahl seit Anfang der 1990er von 19.130 auf 28.530 und damit um fast 50 Prozent gestiegen. Im Westen stieg die Zahl um 30 Prozent von rund 102.920 auf 133.660 im vergangenen Jahr.
In der Beliebtheit sind Ost- und Westdeutschland fast gleichauf: Rund 97 Prozent der Bürger:innen in Ost- und 96 Prozent der Bürger:innen in Westdeutschland halten laut Abda-Angaben ihre Apotheke vor Ort für wichtig oder sehr wichtig. Rund 60 Prozent der Ostdeutschen und stolze 65 Prozent der Westdeutschen nutzen ihre Apotheke vor Ort demnach mindestens einmal im Monat.
Bei der Frage, ob Apotheken im Notfall bestimmte verschreibungspflichtige Medikamente auch ohne Rezept abgeben dürfen, antworten rund zwei Drittel zustimmend bundesweit. Allerdings sind die Ostdeutschen hier mit 58 Prozent etwas vorsichtiger eingestellt als die Westdeutschen, mit 66 Prozent.
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