„Kassen wälzen Verlust an Apotheken ab“

Inhaber entlarvt Rezeptfälscher und wird retaxiert

, Uhr
Berlin -

Mittlerweile ist die Gefahr von gefälschten Mounjaro-Rezepten in den Apotheken bekannt. Gerade bemerkte Dr. Roland Pitz aus Bayern ein Plagiat und konnte den Verdächtigen an die Polizei übergeben. Kurz darauf schickte die AOK Bayern eine Retaxierung eines Mounjaro-Rezepts weil in diesem anderen Fall „die offensichtliche“ Fälschung nicht erkannt worden sei. Der Inhaber der Apotheke am Rathaus in Ottobrunn ist verärgert und wird Einspruch einlegen.

Aufregung in der Apotheke am Rathaus in Ottobrunn: Am 18. Juni fiel dem Team eine vermeintliche Rezeptfälschung auf. „Wir haben gesagt, wir bestellen es und berieten intern, morgens rief ich die Polizei an“, so Pitz. Mittags sei es dann soweit gewesen, die Kriminalpolizei sei in Zivil erschienen und der Apotheker tat so, als würde er den vermeintlichen Patienten am HV-Tisch bedienen und identifizierte ihn dabei.

Spürsinn und mediale Warnungen

Die Falle schlug zu: „Er wurde vor Ort per Handschellen verhaftet und abgeführt.“ Das Rezept sei sehr gut gefälscht gewesen. Da die Arztpraxis im Urlaub war und die Kasse keine Auskunft gegeben habe, verließ sich das Team auf den eigenen Spürsinn und die wiederholten Warnungen vor gefälschten Rezepten in den Medien.

Soweit so gut – doch vor wenigen Tagen erhielt Pitz eine Retaxierung. „Ich bekomme eine Retax über 600 Euro wegen eines gefälschten Rezepts über Mounjaro, das ich im Januar abgerechnet habe.“ Angeblich sei das Plagiat „offensichtlich“ zu erkennen gewesen. „Wir sind als Apotheker ja viel gewöhnt.“ Aber das gehe zu weit. Diese Fälschungen seien so gut gemacht. Im Januar sei noch nicht wie in der jetzigen Form bekannt gewesen, dass vermehrt Mounjaro-Rezeptfälschungen im Umlauf seien.

Ärger über Krankenkassen

Gefühlt werde man bestraft, auch wenn die beiden Fälle nichts miteinander zu tun haben. Die AOK moniere gleichzeitig, dass sie Schäden durch gefälschte Rezepte habe. „Wir Apotheker und Ärzte spielen Detektiv für die Kassen, wir tragen die Arbeit, wir sorgen für die Strafverfolgung und opfern die Zeit dafür, wir nehmen das immense Risiko auf.“ Etwa einen Racheakt oder schlechte Google-Bewertungen. Auch Diskreditierungen im Freundeskreis seien möglich.

„Und jetzt zahlen wir die Zeche der schwerfälligen überbezahlten Mitarbeiter der Krankenkassen, die beklagen einen Verlust den sie wie an Ärzte und Apotheker lügend abwälzen. Der Beruf an sich ist wirklich schön, aber so langsam müssen wir die Unfähigkeit einer ganzen Branche ausbaden.“

Die Retax will Pitz nicht auf sich sitzen lassen. In den vergangenen 20 Berufsjahren habe er nie die Beschwerdestelle des Verbands genutzt, um Einspruch einzulegen. Doch den Vorwurf eine angeblich offensichtliche Fälschung abgegeben zu haben, will er so nicht stehen lassen.

Guter Journalismus ist unbezahlbar.
Jetzt bei APOTHEKE ADHOC plus anmelden, für 0 Euro.
Melden Sie sich kostenfrei an und
lesen Sie weiter.
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz