Vor gut einem halben Jahr schloss Margret Rothkopf-Ischebeck aus Altersgründen ihre Apotheke in Vorst. Ganz ist es mit der Einrichtung aber nicht zu Ende: Die Apothekeneinrichtung bleibt in Betrieb, jedoch im rund 6000 Kilometer entfernten Accra. In der ghanaischen Hauptstadt baut der Arzt Dr. Samuel Okae, der in Dortmund als Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie arbeitet, ein Krankenhaus. Die Finanzierung stemmt der Arzt aus eigener Tasche, weswegen Spenden wie aus der ehemaligen Apotheke in Vorst Gold wert sind.
Bereits 2010 begann Okae mit den Planungen zum Krankenhausbau in seiner ghanaischen Heimat. Ein Jahr später ging es los. Seitdem geht es Schritt für Schritt voran. „Immer, wenn Geld da ist, beauftrage ich einheimische Firmen. Die bauen dann, bis das Geld wieder alle ist“, erklärt der Unfallchirurg. Seine in Ghana lebende Schwester und ein befreundeter Ingenieur überwachen den Baufortschritt.
Wann das Krankenhaus fertig ist, hängt vor allem am Geld. „Wenn ich heute 100.000 Euro beisammenhätte, könnte das Krankenhaus in acht bis neun Monaten eröffnen“, rechnet Okae vor. Bereits 350.000 Euro hat er in sein Herzensprojekt gesteckt, rund 90 Prozent davon aus eigener Tasche. „Ich war schon immer ein sparsamer Typ und leide deswegen auch nicht unter dem finanziellen Aufwand“, versichert der Arzt. Nur in einer Sache habe er sich einschränken müssen: „Ich habe noch nie richtig Urlaub gemacht.“
Wenn alles fertig ist, soll das Krankenhaus Platz für 100 Betten und zahlreiche ambulante Behandlungsmöglichkeiten bieten. Auch eine Apotheke wird dort untergebracht. „Das wird unser Herzstück“, so Okae. Die Mediziner erklärt: „Die Apotheke stellt sicher, dass es – anders als in Ghana üblich – kurze Wege zu den Medikamenten gibt und die Patienten immer gut versorgt sind.“ Das Besondere: Kinder unter fünf Jahren sollen im Krankenhaus kostenlos versorgt werden. „Wenn der Betrieb später gut läuft, gehen wir vielleicht auch auf zehn Jahre hoch“, hofft Okae.
Im ghanaischen Gesundheitssystem gelte „erst das Geld, dann die Bezahlung.“ Aus Angst vor den Kosten scheuten sich viele Eltern, ihr Kind zum Arzt zu bringen. Mit den kostenfreien Behandlungen will Okae dies ändern. Für die nötigen Einnahmen sollen wohlhabendere Patienten sorgen, die im Krankenhaus ebenfalls versorgt werden. In seiner Heimat erntet der Mediziner für seine Pläne viel Lob. „Vor allem die Politiker sagen, dass das eine tolle Idee ist und sie das unterstützen wollen“, so Okae. Das Problem: „Immer, wenn ich sage, dass mir am besten mit Geld geholfen ist, bleiben die Taten aus.“
Deswegen packt der Unfallchirurg regelmäßig selbst mit an. Anfang November fliegt er wieder nach Ghana. Okae hat Werkzeug im Gepäck und wird sich mit zwei Kollegen um Fließarbeiten und die Fassaden kümmern. Bereits vor einigen Wochen waren die Apothekenmöbel aus der ehemaligen Apotheke in Vorst angekommen. „Wir haben Schränke, Tische, Stühle, einen Kühlschrank und viele kleinere Sachen bekommen“, fasst Okae dankbar zusammen. Den Kontakt zur früheren Apothekeninhaberin Rothkopf-Ischebek stellte ein Bekannter her.
Okae ist jedoch weiter auf der Suche nach Einrichtungsgegenständen. „Vor allem fehlen uns Sachen für das Labor wie Röntgen- oder Ultraschallgeräte. Davon haben bisher fast gar nichts“, erklärt der Arzt. Das läge daran, dass es in Deutschland kaum kleinere Labore gibt. Dennoch ist Okae optimistisch, dass sein Krankenhausprojekt ein Erfolg wird: „Es wird klappen, daran besteht kein Zweifel.“ Auch Freunde und Familie habe er mit seiner Zuversicht schon angesteckt: „Am Anfang haben sie gefragt, wie ich das alles schaffen will. Aber jetzt sehen sie, dass es funktioniert und freuen sich.“
Die Leidenschaft, Menschen zu helfen, habe er schon immer gehabt. „Ich wollte immer nur Arzt werden. Schon, als ich noch klein war, haben mich alle nur ‚Doktor‘ genannt“, erinnert sich Okae. Auch Deutschland als Studienort stand für den Mediziner schon früh fest: „Deutsche Ärzte haben in Ghana einen sehr gut Ruf. Und ich wollte eben von den Besten lernen.“ Während des Studiums absolvierte Okae, unterstützt durch ein DAAD-Stipendium, mehrere Praktika in seiner Heimat Ghana.
„Dabei habe ich erst gemerkt, wie katastrophal die Zustände in den Krankenhäusern im Vergleich zu Deutschland sind“, so Okae. Der Unfallchirurg wird noch deutlicher: „90 Prozent der Krankenhäuser in Ghana müsste man eigentlich abreißen.“ Nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, entschloss sich der Arzt, selbst aktiv zu werden. „So ein Gesundheitssystem muss einfach geändert werden“, erläutert Okae seine Beweggründe. Sobald sein Krankenhaus in Accra fertig ist, möchte er mit seiner Frau und seinen Kindern zurück in sein Heimatland ziehen, um vor Ort als Arzt zu arbeiten.
Dr. Samuel Okae und sein Team freuen sich weiterhin über jede Art von Spenden. Auf der Internetseite www.krankenhaus-ghana.com informiert der Mediziner über sein Projekt und die aktuellen Fortschritte. Auch ein Spendenkontakt ist hinterlegt, eine Spendenquittung kann ausgestellt werden. Für jeden, der eine Sachspende abgeben möchte, ist Okae persönlich unter der Rufnummer 0173 / 5724 000 erreichbar.
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