„Wichtig ist, dass wir in dieser Krise nicht nur körperlich, sondern auch psychisch gesund bleiben.“

Corona-Auszeit: Weniger Ängste dank Hypnose

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Berlin -

Die Medien sind voll mit Infos über das Coronavirus: Schreckensbilder, steigende Infektionszahlen und die ungewohnten Maßnahmen führen bei vielen Menschen zu Ängsten. Dr. Marco Ramadani hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen dabei zu helfen, ihre psychische Gesundheit zu erhalten – auch in Zeiten von Corona. Als Fachmann in Sachen Hypnotherapie stellt er eine kostenlose Selbsthypnose zur Verfügung, die dabei helfen soll.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Ramadani täglich mit der Materie: In Neu-Ulm führt er eine Privatpraxis für Hypnotherapie und Medizinische Hypnose. Dort hilft er Menschen bei unterschiedlichen Krankheitsbildern: von der Angst- und Panikstörung, über Depressionen und Schlafstörungen bis hin zu funktionellen Organbeschwerden. Im Moment würden vor allem viele Angstpatienten nach einem Termin fragen, um ihre Beschwerden in den Griff zu bekommen, erklärt er. Doch angesichts der aktuellen Lage hat Ramadani seinen Praxisbetrieb eingeschränkt. „Ich nehme derzeit keine neuen Patienten mehr auf“, erklärt er. Seinen Kundenstamm betreut er weiter – allerdings nicht „face-to-face“, sondern per Skype oder am Telefon. Statt Praxis steht derzeit vor allem Krankenhaus auf dem Programm: In einer Schwerpunkt-Klinik für Corona-Patienten unterstützt er das Personal.

Nicht nur seinen Patienten bietet er Hilfe an: Für alle, die mit Ängsten vor dem aktuellen Coronavirus zu kämpfen haben, stellt er eine kostenlose Selbsthypnose zur Verfügung. „Angst ist ein massenhypnotisches Phänomen“, erklärt er. Die Sprachwahl der Politiker und die Bilder in den Medien würden diese Angst zusätzlich schüren. „Da fallen beispielsweise Begriffe wie ‚Krieg‘ und ‚Tod‘.“ Diese wären mit bestimmten Assoziationen verknüpft. „Innerlich erzeugen diese Dinge eine gedankliche Wirklichkeit“, erklärt Ramadani weiter. Der Körper reagiere dementsprechend noch wie in der Steinzeit: Blutdruck und Puls steigen, die Muskulatur spannt sich an und es kommt zu Unruhe – ein Strudel entsteht, aus dem man manchmal nur schwer wieder herauskommt.

Die Hypnotherapie führe dann dazu einen anderen Fokus zu setzen und die Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. „Eigentlich ist es im Moment eher eine De-Hypnose.“ Man werde aus der Corona-Situation herausgeholt und ziehe sich ein Stück weit aus der derzeit chaotischen Wirklichkeit zurück, um in eine ruhigere Situation zu gelangen. „Der Einfluss der Hypnose ist messbar“, erklärt Ramadani. Puls und Blutdruck sinken wieder und es stellt sich ein Konzentrationszustand ein. Während dieser Phase baut der Arzt Suggestionen in die Hypnose ein, die das Gehirn gut aufnehmen kann. Voraussetzungen für die Hypnose gibt es keine: „Man sollte ungestört sein und keiner anderen Tätigkeit nachgehen“, erklärt Ramadani. Außerdem sei die Verwendung von Kopfhörern vorteilhaft. „Es ist wie eine Art Entspannungsübung.“

Nach einer Weile gelangt man schließlich in eine Art Trance. „Das ist eigentlich ein ganz natürlicher Zustand, den wir kennen.“ Mehrmals am Tag würde man unbewusst für einige Momente in Gedanken versinken – dabei handelt es sich um einen ähnlichen Zustand. „In diesen Zeiten werden wir jedoch in eine Problemetrance gezogen“, erklärt Ramadani. Auch durch die vielen Falschinfos würde schließlich bei den Menschen eine „Horror-Hypnose“ entstehen, die Folgen mit sich bringt. „Wichtig ist, dass wir in dieser Krise nicht nur körperlich, sondern auch psychisch gesund bleiben.“

Neben dem Angebot der Selbsthypnose gibt Ramadani weitere Tipps gegen die Ängste: „Die Leute sollen sich aus seriösen Quellen informieren.“ Es sei verantwortungslos in diesen ohnehin schon von Unsicherheit geprägten Zeiten auch noch Falschinformationen im Netz zu verbreiten, oder gar den Experten in die Parade zu fahren und sie in Frage zu stellen. „Soziale Netzwerke sind toll für Katzenvideos, aber nicht für solche Themen.“ Am besten solle man den Medienkonsum insgesamt auf ein Mindestmaß reduzieren, erklärt Ramadani.

Außerdem spiele Bewegung eine wichtige Rolle: Denn die körperliche Gesundheit sei sehr wichtig – auch in Bezug auf die Psyche. Negative Gefühle würden sich dadurch leichter bewältigen lassen. Ablenkung ist ebenfalls wichtig: „Fang vielleicht ein neues Buch an zu lesen, übe mal wieder regelmäßig dein Musikinstrument – erledige etwas, das du schon lange Mal erledigen wolltest“, rät er. Für alle, die in der Öffentlichkeit Angst vor einer Nichteinhaltung des Mindestabstandes durch die Mitmenschen haben, hat der Experte einen Tipp. Wenn Menschen zu nahe kommen, soll folgender Satz helfen: „Bitte halten Sie Abstand. Ich könnte mit dem Coronavirus infiziert sein.“ Man solle also die Argumentation umdrehen: Von „ich habe Angst angesteckt zu werden“ zu „denken Sie daran, dass ich Sie anstecken könnte“. Es sei erstaunlich, wie gut diese Methode wirke.

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