Compliance

Jeder Dritte ignoriert ärztlichen Rat

, Uhr
Berlin -

Jeder dritte Deutsche setzt sich einer Studie zufolge häufig über die Vorgaben seines Arztes hinweg und nimmt seine Medikamente auf eigene Faust ein. Vor allem jüngere Männer mit überdurchschnittlichem Einkommen und guter Bildung halten sich nicht an das, was ihnen der Arzt geraten hat. Das berichtete ein Forscherteam der Universitäten Marburg und Leipzig im Fachjournal „PLOS ONE“.

Mediziner sollten diese Erkenntniss demnach beim Verschreiben der Tabletten beachten. Die falsche Anwendung von Medikamenten gehöre zu den wesentlichen Ursachen für Krankheit, Tod und hohe Kosten des Gesundheitswesens. Insgesamt werteten die Wissenschaftler in einer repräsentative Stichprobe der deutschen Bevölkerung 2512 Antworten aus.

Nur ein Viertel von ihnen gab demnach an, sich bei der Einnahme von Medikamenten stets an die Vorgaben durch den Arzt oder den Beipackzettel zu halten. Meist treffe dies auf ältere Menschen zu, die vor allem Präparate mit geringen Nebenwirkungen einnähmen und nicht viel verdienten, hieß es. Viele der Umfrageteilnehmer halten sich nach eigenen Angaben gelegentlich oder selten nicht an den ärztlichen Rat.

Dagegen gab ein Drittel der befragten Männer und Frauen zu, schon häufig etwa ein verschriebenes Medikament weggeworfen zu haben, ohne es auszupacken oder die Dosis ohne Rücksprache mit dem Arzt verändert zu haben.

Dies betreffe keineswegs nur bestimmte Patientengruppen oder Menschen, die Medikamente gegen chronische Leiden mit starken Nebenwirkungen einnähmen. Besonders viele schwarze Schafe gebe es bei den jüngeren und gut verdienenden Männern: Diese Gruppe sei nicht so oft ernsthaft oder chronisch krank, außerdem werde sie in der Regel nicht so lange behandelt, so die Wissenschaftler.

Dr. Julia Glombiewski zeigte sich erstaunt, dass die Quote der Verweigerer in Deutschland nicht geringer ist als in anderen Ländern. „In anderen Ländern sind die Kosten ein wichtiger Grund, um Medikamente abzusetzen“, sagte sie. „Bei deutschen Patienten schlagen die Arzneimittelkosten aber gar nicht oder nur in geringem Maße zu Buche.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Mehraufwand wegen Lieferengpässen
Ärzte-Umfrage: Wie viel Aufwand mit Apotheken?
Gemeinsame Stellungnahme der Länder
Krankenhausreform: Länder fordern Änderungen
Mehr aus Ressort
Verwalterin möchte nicht übernehmen
Nach Todesfall: Apotheken suchen Nachfolge

APOTHEKE ADHOC Debatte