Adler-Apotheke feiert 75. Jubiläum

Apotheker warnt vor PTA-Notstand

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Wabern -

Eigentlich ist Jochen Ritter, der Inhaber der Adler-Apotheke in Wabern in Hessen, nicht unzufrieden. Die Apotheke laufe gut und feierte diese Woche bereits 75 Jahre Jubiläum. Doch ganz sorglos kann der Apotheker nicht in die Zukunft blicken: Insbesondere der Personalmangel beunruhigt ihn.

Am 23. Mai, vor rund 75 Jahren, eröffnete Friedrich Ferdinand Münker die Adler-Apotheke in Wabern. Vorher ging es nicht, denn erst als die Verfassung in der neuen Bundesrepublik in Kraft trat, galt Niederlassungsfreiheit. Seine Tochter heiratete später den Pharmaziestudenten Günter Ritter, der hier das damalige Vorexamen erwarb. 1970 übernahm Ritter schließlich die Apotheke von seinem Schwiegervater. Am 1. Januar 1999 reichte er das Unternehmen an seinen Sohn, den jetzige Leiter Jochen Ritter, weiter. Zum Jubiläumstag gab es auch etwas für die Kunden der Adler-Apotheke: Eine kleine Dankeschön-Karte mit einem Merci-Riegel und einer Rose.

Das Team der Adler-Apotheke besteht momentan aus 10 Personen – inklusive Inhaber. Ritter stehen noch zwei weitere Apotheker, drei PTA und drei PKA zur Seite sowie eine Reinigungskraft. Seine Beschäftigten arbeiten allesamt in Teilzeit bei ihm, erklärt der Apotheker.

Sorge wegen Personalmangel

Sein Großvater hatte auf die Stabilität der Branche gebaut: „Eine Apotheke wird immer gebraucht, die Leute werden immer krank und wann man gut wirtschaftete, wird man seine Familie immer ernähren können“, zitiert Ritter Friedrich Ferdinand Münker.

Der Apotheker versucht auch mit Blick auf die aktuellen Probleme der Branche optimistisch zu bleiben. Als größte Herausforderung sieht er den Personalnotstand, insbesondere bei PTA. Seit die PTA-Schule in Kassel dichtmachen musste, gibt es in ganz Nordhessen keine Ausbildungsmöglichkeit für den Beruf mehr. „Wir steuern sehenden Auges auf einen PTA-Notstand hin“, so Ritter. Die Politik würde das seiner Meinung nach nicht interessieren.

Keine Schulen – keine Skalierbarkeit

Am vergangenen Dienstag hat Ritter die Veranstaltung des parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Edgar Franke (SPD) besucht, auf der auch BMG Abteilungsleiter Thomas Müller aufgetreten ist. Müller sagte an dem Abend, dass Light-Apotheken den Vorteil hätten, dass man den Bestand an PTA schneller aufbauen könnte, erinnert sich der Apotheker. Zwar dauere die PTA-Ausbildung nicht so lange wie ein Pharmaziestudium, das sieht auch Ritter ein. Aber „wenn man keine Schulen hat, kann man auch keinen Bestand aufbauen“.

Der Apotheker sieht auch den eigenen Berufsstand in der Verantwortung, den Nachwuchs zu fördern. Lange hätte es für die mittlerweile geschlossene PTA-Schule in Kassel einen Förderverein gegeben. Beide Ritter-Apotheker waren Mitglieder im Förderverein und haben gespendet. Doch das Geld hätte einfach nicht gereicht. „Wir Apotheker brauchen PTA“, weiß Ritter. Er geht sogar so weit, die angespannte Personallage als „existenzbedrohlich“ zu bezeichnen.

Aber: „Momentan läuft die Apotheke gut und ich bin zufrieden.“ Der Inhaber hofft, seine Apotheke noch lange weiterzuführen, und wünscht sich, sie irgendwann an die nächste Generation weitergeben zu können.

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