Suchterkrankungen

Alkoholabhängigkeit: Medikamente statt Entzug

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Zurzeit gibt es in Deutschland etwa 1,3 Millionen Alkoholabhängige, mehr als 9 Millionen Menschen konsumieren Alkohol in riskanter Weise. Auf diese Zahlen des Epidemiologischen Suchtsurveys verweist die „Initiative für eine aktive Alkoholtherapie“ (AktivA) anlässlich des morgen stattfindenden Weltdrogentages. In der Initiative zusammengeschlossene Wissenschaftler, Organisationen und Unternehmen kritisieren, dass zu wenig Betroffene behandelt werden. Die Experten fordern einen stärkeren Einsatz medikamentöser Behandlung, eine bessere Früherkennung und höhere Reichweiten für die Hilfesysteme.

„Jeder achte Mann und mehr als jede vierzehnte Frau unter 65 Jahren stirbt in Deutschland vorzeitig an den Folgen des Alkoholkonsums“, so Professor Dr. Jürgen Rehm von der Technischen Universität Dresden. Die aktuelle Behandlungsrate der Alkoholabhängigkeit liege jedoch bei nur 9 Prozent, kritisiert AktivA. In der Bevölkerung werde Alkoholabhängigkeit nicht als gesellschaftliches Problem wahrgenommen, sagte Professor Dr. Thomas Hillemacher von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Daher werde eine große Gruppe der Betroffenen zu spät oder gar nicht adäquat behandelt.

Die Initiative fordert daher höhere Behandlungsraten. Diese könnten erreicht werden, indem man sich für individuelle Therapieziele öffne, so Hillemacher. Sie sollten sich an Schadensminimierung orientieren. Bislang sei Abstinenz oberste Ziel. Dies wirke auf Patienten abschreckend. Zudem zeigen sich AktivA zufolge Rückfallraten von bis zu 80 Prozent.

Als wirksamste Möglichkeit sieht die Initiative eine Ausweitung der pharmakologischen Behandlung. Würden 40 Prozent aller Alkoholabhängigen mit Acamprosat oder Opioidantagonisten behandelt, könnten pro Jahr 2000 Todesfälle vermieden werden, so AktivA.

 

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