Rechenzentren

Noweda zum ARZ Haan?

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Düsseldorf -

Rezeptdatenhandel, Ausstieg eines Stammaktionärs – es hätte viel zu besprechen gegeben beim ARZ Haan. Doch die Hauptversammlung ging wie gewohnt unspektakulär über die Bühne. Nach weniger als einer Stunde waren das Ergebnis für 2012 vorgestellt, Vorstand und Aufsichtsrat entlastet, zwei neue Aufsichtsratsmitglieder gewählt und die Dividende verabschiedet. Fragen der ohnehin nicht stimmberechtigten Aktionäre gab es keine – dafür Spekulationen am Rande.

Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) will seine Beteiligung am Rechenzentrum aufgeben und hat seine Anteile zum Jahresende gekündigt. Vorkaufsrecht haben die anderen Stammaktionäre, der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) und die Apobank.

Die Beteiligten haben in der Sache allerdings Stillschweigen vereinbart. So hatte ARZ-Vorstandschef Siegfried Pahl den rund 50 Teilnehmern nichts zu verkünden: „Insoweit verweise ich auf die Hauptversammlung im nächsten Jahr“, sagte Pahl.

Wenn die verbliebenen Stammaktionäre das Paket von rund 15 Millionen Euro nicht übernehmen können oder wollen, muss ein Dritter gefunden werden. In diesem Zusammenhang wurde am Rande der Veranstaltung über einen Einstieg der Noweda spekuliert.

Tatsächlich hatte sich der Chef des Großhändlers, Wilfried Hollmann, die Hauptversammlung angehört. Allzu außergewöhnlich ist das allerdings nicht – die Genossenschaft aus Essen wird als befreundetes Unternehmen jedes Jahr eingeladen. Offiziell ist noch nichts, aber vielleicht wird sich Hollmann die ARZ-Zahlen in den kommenden Wochen genauer ansehen.

Die Geschäftsergebnisse für 2012 waren aus Pahls Sicht „mehr als zufriedenstellend“. Zwar sanken die Umsatzerlöse auf 38 Millionen Euro – nach 63 Millionen Euro im Jahr 2011. Das ist jedoch auf den Verkauf des Softwarehauses Lauer-Fischer zurückzuführen, der mit 52,5 Millionen Euro in den Büchern stand. Im vergangenen Jahr wurde planmäßig ein weiterer Anteil von 12,5 Prozent für 10 Millionen Euro an die CompuGroup verkauft. Die letzte Tranche in gleicher Höhe wird im laufenden Geschäftsjahr verbucht.

Gut 74 Millionen Rezepte haben mehr als 3000 Apotheken im vergangenen Jahr beim ARZ Haan abgerechnet. Die Apotheken liefern mit konstanten 14,9 Millionen Euro aber bei Weitem nicht den Großteil des Umsatzes. Die sonstigen Leistungserbringer lagen 2012 bei 21,3 Millionen Euro.

Der Jahresüberschuss der AG lag bei 13,5 Millionen Euro – allerdings inklusive des Verkaufs der weiteren Lauer-Fischer-Anteile. Mit Gewinnvortrag lag der Bilanzgewinn bei 31,4 Millionen Euro. Die Hauptversammlung beschloss eine Ausschüttung von 55 Cent je Aktie, insgesamt knapp eine Million Euro, die Ende September an die Aktionäre ausgezahlt wird.

Beim Thema Rezeptdatenhandel bekräftigte Pahl die Haltung des Rechenzentrums: Das seit vielen Jahren praktizierte und zertifizierte Verfahren werde nicht umgestellt, sagte der Vorstandschef. Seit mehr als einem Jahr streitet das ARZ Haan mit dem Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit in Nordrhein-Westfalen (LDI) über die Anonymisierung der Rezeptdaten. Zuletzt hatte die Behörde den Druck erhöht und ein schriftliches Anhörungsverfahren eingeleitet.

„Das LDI hat den konstruktiven Austausch durch Fristsetzung und öffentliche Diskreditierung unterbunden“, sagte Pahl. Man sei weiter zu einem Dialog mit der Datenschutzbehörde bereit, werde aber auch eine gerichtliche Klärung nicht scheuen, so Pahl.

Geleitet wurde die Hauptversammlung erstmals von Dr. Dieter Gobbers. Besonders stressig war der Job für Gobbers nicht: Die Aktionäre stellten keine einzige Frage, alle Anträge wurden mit der einzigen gemeinsamen Stimme der Stammaktionäre durchgewinkt. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender ist AVNR-Chef Thomas Preis.*

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* Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hatte es geheißen, Gobbers sei weiterhin Vorsitzender des Aufsichtsrats. Tatsächlich wurde Preis zum neuen Vorsitzenden ernannt. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

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