Pharmahandelskonzerne

Phoenix: Merckle entnimmt 185 Millionen Euro

, Uhr
Berlin -

Bei Phoenix laufen die Geschäfte – so gut, dass die Merckle-Familie ihr Eigenkapital herunterfahren kann. Zum ersten Mal seit der Krise konnte ein dreistelliger Millionenbetrag entnommen und in Form eines Darlehens reinvestiert werden.

Phoenix firmiert als Kommanditgesellschaft; die Hafteinlage beläuft sich auf 500 Millionen Euro. Als der Konzern sich vor einigen Jahren aus der Krise kämpfen musste, investierte die Familie des mittlerweile verstorbenen Firmengründers Adolf Merckle am 11. August 2011 noch einmal 550 Millionen Euro als Bareinlage. Auf diese Weise konnte die Eigenkapitalquote von wackeligen 13,8 auf 24,1 Prozent fast verdoppelt werden.

Um die Hochzinsanleihe über 500 Millionen Euro zu ersetzen, brachte die Familie im Juli 2015 noch einmal 135 Millionen Euro als Pflichteinlage ein. Dadurch kletterte die Eigenkapitalquote von 29,4 auf 32,1 Prozent. Gleichzeitig konnte durch die Umfinanzierung die Zinslast deutlich gekürzt werden: Die alte Anleihe war mit fast 10 Prozent verzinst und kostete damit pro Jahr rund 50 Millionen Euro. Die neue Anleihe über 300 Millionen Euro hatte Phoenix zu deutlich besseren Konditionen von 3,625 Prozent gewinnen können.

Im März dieses Jahres konnten 185 Millionen Euro wieder entnommen werden. Als Pflichteinlage wurde ein Betrag von einer Milliarde Euro vereinbart – genug, um die Eigenkapitalquote nicht unter 32,2 Prozent absacken zu lassen (Vorjahr: 33,1 Prozent). Der Betrag wurde dem Konzern einem Sprecher zufolge als Darlehen unmittelbar wieder zurückgewährt.

Die Komplementärgesellschaft von Phoenix sitzt in Liechtenstein, Kommanditisten von Phoenix sind die ehemaligen Großhandlungen F. Reichelt, Hageda und Otto Stumpf sowie verschiedene Beteiligungsgesellschaften der Familie. Ludwig Merckle, der 2009 zunächst das Alleinerbe seines Vaters angetreten hatte, sind über ein Geflecht an Finanzdrehscheiben zwei Drittel der Anteile direkt zuzurechnen. Rund 5 Prozent hält seine Schwester Jutta Breu.

20 Prozent werden treuhänderisch von der Kanzlei Schultze & Braun gehalten, die die Familie schon durch die Krise begleitet hatte. 3 Prozent gehören einer Holding in der Schweiz, 1 Prozent der RAM-Stiftung. RAM steht für Ruth und Adolf Merckle; die Stiftung wurde im Dezember 2010 von Ludwig Merckle gegründet, um das Lebenswerk der Eltern und deren soziales Engagement fortzuführen. Die Stiftung unterstützt gemeinnützige Organisationen, insbesondere im kirchlichen und regionalen Bereich.

Phoenix war 2008 in die Krise geraten, weil Adolf Merckle 415 Millionen Euro zugunsten seiner VEM Vermögensverwaltung abgezweigt hatte. Da infolge der Überschuldung der VEM ein Totalausfall drohte, wurde Phoenix in das Stillhalteabkommen mit den 61 Gläubigerbanken vom 23. Dezember 2008 einbezogen. Am Tag des Inkrafttretens, dem 5. Januar 2009, verstarb Mercke durch Suizid. Nachdem 2010 durch den Ratiopharm-Verkauf die Schulden gegenüber Phoenix und gegenüber den Banken beglichen werden konnten, gaben diese auch ein 7-prozentiges Anteilspaket an Europas führendem Pharmahändler frei, das Merckle im September 2005 verpfändet hatte.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Phagro kritisiert geheime Preise
Kabinett beschließt Medizinforschungsgesetz
Privatgroßhändler kauft wieder zu
Krieger übernimmt Sanitätshauskette
Mehr aus Ressort
Mitte des Jahres ist Schluss
Avoxa beerdigt Apotheken Magazin

APOTHEKE ADHOC Debatte