Generikakonzerne

Stada-Chef: Übernahme oder Zerschlagung droht

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Berlin -

Die Uhr tickt für die Stada – bis zum 16. August läuft das Angebot für die geplante Übernahme durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven. Jetzt trommelt Stada-Vorstandschef Engelbert Coster Tjeenk Willink in einem persönlichen Brief bei den Aktionären dafür, dem Deal zuzustimmen. Anderenfalls drohe dem Generikahersteller eine feindliche Übernahme. Willink beschwört für seine Sache das Schreckgespenst einer Zerschlagung des Unternehmens herauf.

Mit ihrem ersten Angebot waren Bain und Cinven noch knapp an der Mindestannahmeschwelle von damals 67,5 Prozent gescheitert. In ihrer zweiten Offerte haben sie 25 Cent pro Anteil draufgelegt und bieten nunmehr 66,25 Euro pro Aktie. Zudem wurde die Annahmeschwelle auf 63 Prozent gesenkt.

Dennoch hat Willink offenbar Sorgen, dass der Deal erneut platzen könnte – auch wenn er im Rahmen einer Telefonkonferenz mehrfach seine Zuversicht bekundet hatte. Doch seitdem Bain und Cinven am 19. Juli 2017 ihr neues Angebot vorgelegt haben, hätten ihn zahlreiche Zuschriften erreicht. Darin kämen auch Sorgen bezüglich der Zukunft von Stada zum Ausdruck. „Ich nehme diese Bedenken sehr ernst. Gerade Sie als unsere Privatanleger, die in der Vergangenheit beständige Stützpfeiler der Stada und ihres langfristig ausgerichteten Geschäftsmodells waren, liegen mir besonders am Herzen“, schreibt Willink an die Aktionäre.

Die Aktionärsstruktur habe sich in den vergangenen Wochen und Monaten gravierend verändert, mahnt Willink. Etwa die Hälfte des Unternehmens gehöre „kurzfristig orientierten Hedgefonds und aktivistischen Aktionären“, die häufig nahe am Angebotspreis investiert hätten. „Wir kennen die Absichten dieser Investoren nicht“, gibt Willink zu. Nach seinen Angaben hat der Vorstand etwa mit dem Investor Elliott überhaupt keinen Kontakt mehr.

Und dann malt Willink den Aktionären den Worst Case an die Wand: „Klar ist aber, dass bei einem erneuten Scheitern der Übernahme deutlich kurzfristigere Zukunftsszenarien in den Vordergrund rücken könnten – zum Beispiel eine mögliche feindliche Übernahme oder eine nachfolgende Zerschlagung des Unternehmens.“ Beides wäre aus seiner Sicht nicht im Interesse des Unternehmens und der Mitarbeiter.

Willink schreibt ferner an die Aktionäre: „Ein Scheitern der Übernahme würde für unsere Mitarbeiter, Kunden und das lokale Umfeld die bestehende Unsicherheit deutlich vergrößern. Wir brauchen jetzt eine klare Eigentümerperspektive.“ Stada würden aus seiner Sicht die sich aus der Übernahme ergebenden Chancen entgehen, „das Unternehmen schnell zu neuer Größe, Investitionskraft und Wettbewerbsfähigkeit zu führen“. Einen Plan B hat der Vorstand laut Willink nicht, mit anderen Kandidaten werde nicht verhandelt.

Für ihn und den Vorstand sei die geplante Übernahme „der richtige Schritt zur richtigen Zeit“, heißt es weiter. Sie schaffe für die Aktionäre kurzfristig und für das Unternehmen und seine Mitarbeiter langfristig den größten Wert, schreibt der Vorstandschef.

Denn eine Übernahme biete Stada eine langfristige Wachstumsperspektive. Abseits der Quartalsberichterstattung und mit der Kapitalkraft der neuen Eigentümer im Rücken könne man das Unternehmen „zu einem führenden Spieler auf dem Markt der Generika und freiverkäuflichen Gesundheitsprodukte machen“, ist Willink überzeugt.

Bain und Cinven hätten in der Vergangenheit zudem als Eigentümer zahlreicher Unternehmen bewiesen, dass sie langfristig orientiert und nicht auf schnellen Profit aus seien. Das zeigt sich etwa in der Steigerung der Zahl der Mitarbeiter. Willink muss aber zugeben, dass sich daraus „natürlich keine Garantie für Stada ableiten“ lasse. Der Finanzinvestor habe aber eine positive Wert- und Mitarbeiterentwicklung im Blick.

Das Angebot bezeichnet Willink erneut als „fair“. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Stada sich wandeln muss.“ Nur so könne sich der Hersteller sich im härter werdenden Wettbewerb behaupten. In Zuschriften hätten ihn besorgte Privatanleger und Bürger aufgefordert, dass er sich für die Eigenständigkeit und gegen das Übernahmeangebot einsetzen soll. Zwar sei er überzeugt, Stada auch in Selbstständigkeit weiterentwickeln können. Dennoch empfehle er, das Angebot zu unterstützen. „Ich halte das Scheitern der Übernahme für die schlechtere Option.“

Zum Schluss gibt Willink den Aktionären sogar noch praktische Tipps an die Hand: „Da der Zeitraum für die technische Angebotsabwicklung von Bank zu Bank variieren kann, erkundigen Sie sich bitte bei Ihrer depotführenden Bank, wann die für Sie persönlich geltende Frist für die Annahme des erneuten Angebots ausläuft.“ Denn dieses Datum könne durchaus einige Tage vor dem 16. August liegen, wenn das Angebot ausläuft.

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