Doppellieferungen ausgeschlossen

Gehe-Totalausfall erzürnt Apotheken

, Uhr
Berlin -

Bei Gehe gab es gestern nicht nur in einzelnen Niederlassungen Probleme, sondern in ganz Deutschland. Weder Verfügbarkeitsabfragen noch Bestellungen waren möglich. Der Totalausfall hat die Apotheken unerwartet getroffen. Besonders ärgerten sich die Teams über die Informationspolitik des Stuttgarter Großhändlers – denn die Tochter von Walgreens Boots Alliance (WBA) sparte mit Aufklärung.

Systemumstellung, Serverumzug, neue Internetleitung – Apotheken aus ganz Deutschland erhielten gestern unterschiedliche Erklärungen, weshalb sie nicht bei ihrem Großhändler bestellen konnten. Die Kundenhotline dürfte heiß gelaufen sein, obwohl Gehe dazu aufforderte, von telefonischen Rückfragen Abstand zu nehmen.

Die Angestellten mussten bereits am Vormittag feststellen, dass sie keine Abfragen tätigen konnten. Gegen Mittag wurde dann mitgeteilt, dass aufgrund einer Störung keine Belieferung möglich sei. Der Ausfall der Niederlassungen habe technische Gründe und die IT-Abteilung versuche, den Fehler zu beheben, hieß es offiziell. Wenn überhaupt, könne am Nachmittag mit einer Lösung und einer Belieferung gerechnet werden.

Die Informationspolitik von Gehe war wirklich untergrundmäßig schlecht.

Den bis dahin vertrösteten Kund:innen musste der Ausfall dann am HV-Tisch erklärt werden. Und die Hoffnung schwand, an diesem Tag überhaupt Arzneimittel von Gehe zu erhalten. „Die Informationspolitik von Gehe war wirklich untergrundmäßig schlecht, die Außendienstler angeblich alle unabkömmlich in einem Meeting, außerdem wollte der Konzern ja keine Telefonate mit den Kunden führen“, ärgert sich eine Inhaberin. Arzneimittel habe sie keine erhalten.

Auch das Ende des Ausfalls wurde nicht einheitlich kommuniziert. Die Apothekerin erhielt in einem ihrer Betriebe am Abend gegen 19 Uhr ein Fax, dass die Störung behoben sei. In ihrer zweiten Apotheke kam dieses erst heute Morgen an. Die Aufträge sollten erneut getätigt werden und Doppellieferungen seien ausgeschlossen. Im Notdienst habe sie eine Bestellung ausgelöst und sei gespannt, ob heute ein Wareneingang erfolge. „Jede Woche ist irgendeine Störung“, kritisiert die Apothekerin.

Seitens Gehe heißt es heute Morgen auf Anfrage, dass die Niederlassungen wieder in Betrieb seien. Von der Kritik an der Kommunikation ist in Stuttgart offenbar nichts angekommen. „Mit unseren Apothekenkunden sind wir im direkten Austausch und entschuldigen uns bei unseren Kunden für eventuell aufgetretene Unannehmlichkeiten“, sagt eine Unternehmenssprecherin.

Kurze Fristverlängerung für Impfstoffbestellung

Immerhin versucht sich der Großhändler in Schadensbegrenzung. Denn der Megaausfall am Dienstag beeinflusste auch die Impfstoffbestellungen der Apotheken. Die Betriebe mussten die Mengen eigentlich bis 18 Uhr übermittelt haben. Weil aber keine Aufträge eingegangen sind, konnten diese auch nicht bearbeitet werden. Die Covid-19-Impfstoffbestellungen konnten bis heute 10 Uhr gesendet werden. Bleibt zu hoffen, dass die betroffenen Apotheken die Faxe rechtzeitig gesehen haben, um die wenigen Stunden Verlängerung nutzen zu können.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Phagro kritisiert geheime Preise
Kabinett beschließt Medizinforschungsgesetz
Privatgroßhändler kauft wieder zu
Krieger übernimmt Sanitätshauskette
Mehr aus Ressort
Reha-Sparte wird abgestoßen
GHD verkauft OTB

APOTHEKE ADHOC Debatte